Im Jahr 1932 schuf der in Elberfeld geborene und in Berlin lebende Bildhauer Paul Wynand eine bronzene Gedenktafel für die Gefallenen des Offizier-Verein des ehemaligen Landwehrbezirks Barmen. Sie zeigt ein Relief eines Soldaten zu Pferd mit Stahlhelm und weit ausholendem Schwertarm. Darunter folgt der erste Teil der Inschrift, ein Zitat von Ernst Moritz Arndt.
“Wir siegten und wir starben hier
den süssen Tod der Freien”
Die Jahreszahlen des Krieges flankieren ein Eisernes Kreuz, dann werden die 29 Namen der Gefallenen aufgelistet. Abgeschlossen wird die Gedenktafel mit den Worten:
“Der Offizier-Verein im ehem. Landwehr-
bezirk Barmen seinen gefallenen Helden.”
Abbildung der Gedenktafel. Depositum des Offizier-Vereins Wuppertal. Stadtarchiv Wuppertal.
Am 20. November 1932 wurde die Gedenktafel in der Ruhmeshalle in Barmen eingeweiht und fand hier auch ihren Platz in einer Nische der zentralen Kuppelhalle neben dem Denkmal Kaiser Friedrichs III. Major d. Res. a.D. Molineus erinnerte an das Opfer der Gefallenen für ein “großes freies Deutschland” und erklärte, die Jünglingsfigur der Gedenktafel stehe für den, der seine Kameraden zum Kampf und zum Sieg führe.
“Möge dieser Gedanke Wurzeln schlagen in den Reihen unser Kameraden und aus ihren Reihen Führer erstehen, die unser armes geplagtes Volk aufwärts führen zu den Zielen, für die ihr, Kameraden, das Herzblut gabt, auf dass dieses nicht vergeblich war.”
Mit diesen Worten übergab er die Gedenktafel in die Obhut der Stadt Wuppertal.
Beim Luftangriff auf Barmen wurde die Tafel 1943 zerstört.1
1927 feierte die Firma Vorwerk & Sohn das 100jährige Bestehen des Betriebs und aus diesem Anlass stiftete Wilhelm Vorwerk im Namen der Familie der Stadt Barmen einen Brunnen, der am 21. August 1929 vor dem Luftkurhaus am Toelleturm eingeweiht wurde. Für die Instandsetzung und Regulierung des Platzes, sowie den Einbau der Wasserleitung hatte die Stadt Barmen 16.000 RM bereitgestellt. Was mit der bisher dort stehenden Flora passierte, ist unbekannt.
Der Brunnen auf einer Postkarte.
Der Brunnen des in Elberfeld geborenen Bildhauers Paul Wynand besteht aus einem achteckigen Wasserbecken, in dessen Mitte sich in drei Stufen übereinandergelagerte Schalen befinden. Das Wasser fließt aus der obersten Schale kaskadenartig in das Becken hinab. Zur Herkunft des Steins bestehen unterschiedliche Angaben, so wird von fränkischem Muschelkalk, aber auch vom Dolomitkalkstein vom Steinbruch am Kirberg gesprochen. Am Rand des Beckens befanden sich vier 90–100cm große Bronzegruppen, die Putten darstellten, die mit Delphinen spielten. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie bei einer Metallsammlung entfernt und konnten nicht wiedergefunden werden. Eine Neuschöpfung der Figuren wurde durch den Tod Wynands am 2. März 1956 verhindert.
Putte und Delphin auf einer Fotografie. Entnommen aus: General-Anzeiger der Stadt Wuppertal vom 14.September 1935.
Mehrmals wurde der Brunnen inzwischen restauriert, unter anderem 1967 vom Wuppertaler Bildhauer Joachim Wolf-Müller.1 Zwischen 19922 und 19983 lag er trocken. Damals bezifferte die Stadt die Kosten der Renovierung auf 30.000 DM. Wann diese durchgeführt wurde, wird noch nachgetragen.
Der Alte Markt auf einer Postkarte. Im Hintergrund die Schwebebahn, im Vordergrund einer der Lichtmasten mit den heute noch existierenden Bronzesockeln. Die Aufnahme entstand um das Jahr 1930. Stadtarchiv Wuppertal, 12.6.1
1927 wurde auf dem Alten Markt in Barmen die Verkehrsinsel vergrößert und dabei umgestaltet. Dabei stellte man drei große, vierarmige Lichtmasten auf, deren aufwendigen Bronzesockel vom aus Elberfeld stammenden Bildhauer Paul Wynand gestaltet wurden. Im “Dritten Reich” dienten sie auch als Flaggenmasten.
Der Alte Markt im Jahr 1963. Vor der Verkehrsinsel ist einer der Lichtmasten zu sehen. Das Bild wurde freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Bernhard Terjung.
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden die Lichtmasten auf wundersame Weise unbeschadet. 1963 wurde der Alte Markt erneut umgestaltet. Die Straßenbahnen verschwanden aus diesem Bereich und wurden auf die neue B7 verlegt, die große Kreuzung und der neue Schwebebahnhof entstanden. Die Linie nach Hatzfeld wurde eingestellt. Die Verkehrsinsel (der “Pudding”) verschwand. Die Bronzesockeln der Lichtmasten verwendete man für drei neue Kandelaber mit gedrungenem Aufbau, die auf dem Rathausplatz in Barmen (zwei) und in der Elberfelder Fußgängerzone (einer) aufgestellt wurden. 1969 wurde der ersten Kandelaber am heutigen Johannes-Rau-Platz aufgestellt, 1971 wurde die dritte zum Abschluss des Umbaus des von-der-Heydt-Platzes in Elberfeld dort platziert.1
Einer der beiden Kandelaber am Johannes Rau Platz.Den Abschluss der Sockel bilden Tiergestalten, hier ein Löwe, während am Fuß des Sockels……Darstellungen von sitzenden Menschen zu finden sind.Der Kandelaber an der Ecke Herzogstr./Erholungstr.Sitzender Mann.Gehörntes Getier
Das Barmer Planetarium mit seiner markanten Kuppel, der Eingang wurde von zwei Statuen “Mars” und “Venus” flankiert. Postkartensammlung Historisches Zentrum.
Das Barmer Planetarium in den Barmer Anlagen wurde am 18.Mai 1926 eröffnet und setzte als erstes seiner Art einen neuartigen optischen Projektionsapparat der Firma Carl Zeiss ein, dessen Prototyp später im Deutschen Museum in München stand. Im Herbst 1924 hatten sich Oberbürgermeister Dr. Hartmann und der Beigeordnete Prof. Dr. Greßler diesen Prototyp im Planetarium auf dem Gelände der Zeiss-Werke angesehen und empfahlen der Stadtverodneten-Versammlung daraufhin die Anschaffung eines Planetariums. Der Bau und die Einrichtung schlugen mit 350.000 RM zu Buche und wurde trotz der wirtschaftliche schwierigen Lage nach der galoppierenden Inflation von 1923 durchgeführt. Nachdem nach einiger Diskussion auch ein Standort gegenüber der Stadthalle in den Barmer Anlagen gefunden wurde, konnte der Bau beginnen. Es fasste mit seiner 1000 km² großen Kuppel 600 Besucher und wurde nur vom Düsseldorfer Planetarium übertroffen.1
Ansicht des Eingangs des Planetariums. Entnommen aus: Deutschlands Städtebau, Barmen, bearbeitet und herausgegeben im Auftrag des Oberbürgermeisters vom Beigeordneten Stadtbaurat Köhler, 3.Auflage, 1928, S. 112.
Aufgrund der Hanglange musste der Eingang über mehrere Treppen erschlossen werden, an deren Ende zwei Statuen des in Elberfeld geborenen und in Berlin lebenden Bildhauers Paul Wynand ihren Platz fanden. Die überlebensgroßen Figuren aus Muschelkalk stellten Mars und Venus dar.2
Fotografie der Venus. Entnommen aus: Deutschlands Städtebau, Barmen, bearbeitet und herausgegeben im Auftrag des Oberbürgermeisters vom Beigeordneten Stadtbaurat Köhler, 3.Auflage, 1928, S. 113.
Beim Luftangriff auf Barmen in der Nacht auf den 30.Mai 1943 wurde das Gebäude schwer beschädigt und 1955 wurde die Ruine abgebrochen. Mit dem Planetarium wurden auch die Figuren zerstört.3
Seit 1997 erinnert ein Gedenkstein an das Planetarium, im entsprechenden Eintrag wird die Geschichte des Planetariums etwas ausführlicher dargestellt.
Die Attika des Barmer Rathauses im Herbst 2012.
Am 23.April 1921 wurde das neue Barmer Rathaus eingeweiht. Der Grundstein für den vom Darmstädter Professor Karl Roth entworfenen Bau wurde bereits am 23.Mai 1908 durch Kaiser Wilhelm II. gelegt, doch finanzielle Schwierigkeiten und der Erste Weltkrieg sorgten dafür, dass der Bau erst fertig gestellt wurde, als Deutschland bereits eine Republik war. Karl Roth, der zuvor bereits das Dresdner Rathaus geplant hatte, beauftragte den Dresdner Bildhauer Richard Guhr mit der Ausschmücken des Rathauses durch Bauplastiken. Für die Attika schuf Guhr daraufhin die Modelle für die “acht Beigeordneten”, die vor Ort vom Barmer Bildhauer Heinrich Ostlinning geschaffen wurden. Sie stellen — von links nach rechts — die folgenden Zweige der städtischen Verwaltung dar:
Wohlfahrtspflege und Allgemeine VerwaltungTiefbau und RechtspflegeGesundheitspflege und HochbauFinanzwesen und Schulwesen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Figuren auf der Attika beschädigt und entfernt, bis sie ab 1953 vom Wuppertaler Bildhauer Joachim Wolf-Müller und der Werkstatt Hugo Wesselmann restauriert wurden, einige Figuren wurden auch in der Firma Dorgatehn in Duisburg-Hamborn aufgearbeitet. Im Dezember 1957 konnten sie ihren Platz in luftiger Höhe wieder einnehmen.
An den Seiten der Freitreppe finden sich — ebenfalls von Guhr entworfen und von Ostlinning ausgeführt — die allegorischen Darstellungen der Rheinprovinz und der Barmenia, die das Selbstverständnis der Stadt selbst und ihrer Zugehörigkeit zur preußischen Rehinprovinz ausdrücken sollen.
Die allegorische Figur der Rheinprovinz “Rhenania” mit Kind, Schild und Adler.Rhenania von der anderen Seite.Barmenia mit Helm.… Kind und Löwe.
Über dem Seiteneingang an der Wegnerstraße wurde ein wiederum von Richard Guhr entworfenes und diesmal vom Barmer Bildhauer Georg Kauper in Muschelkalk ausgeführtes Relief angebracht.
Das Relief an der Wegnerstraße. Es zeigt unter anderem einen Löwenkopf, Putten, einen verwundeten Soldaten, ein junges Mädchen, zwei Nonnen, und mehrere Gelehrte oder auch Ratsherren. Außerdem ist eine Flamme auf einem Sockel auszumachen, an deren Schale ein Eisernes Kreuz zu sehen ist.
An der Westseite des Rathauses, am heute geschlossenen Eingang am Heubruch, findet sich eine Bronzefigur des aus Elberfeld stammenden und in Berlin arbeitenden Bildhauer Paul Wynand. Die Figur, die früher vergoldet war, symbolisiert die für Barmen so wichtige Textilindustrie.
Die Figur der Textilindustrie mit ihrer Spindel von Paul Wynand.
Paul Wynand entwarf auch die Modelle der Putten aus Stein für den Innenhof des Rathauses, die vom Düsseldorfer Bildhauer Theodor Haake ausgeführt wurden und nicht mehr existieren. Paul Wynand schuf außerdem die Bronzesockel der beiden Fahnenmasten auf dem Rathausplatz.1
Der figurenreiche Sockel.
Detailansicht
Ende Mai 1999 mussten die 80 Jahre alten Masten wegen Rostschäden entfernt und durch rostfreie Nachfolger ersetzt. Bei der Gelegenheit wurden die Bronzesockel mit ihren Figuren gereinigt und poliert. Die für 80.000 DM sanierten Masten mit ihren Sockeln wurden Ende Juni 2000 wieder aufgestellt.2
nsicht des Rathauses auf einer Postkarte, die 1932 verschickt wurde. Die ursprüngliche Dachform ist gut zu erkennen. (Bild ergänzt am 7.November 2012)
Vermutlich eine der Werbepostkarten, mit deren Kauf man den Bau des Denkmals unterstützen konnte. Gelaufen am 22.12.1915, auf der Rückseite ist vermerkt: “Ausstellung für Kriegswohlfahrtspflege im Felde und in der Heimat — Barmen, im Dezember 1915”. (Bild ergänzt am 28.12.2013.)
Im Juli des Jahres 1917 wurde am Ende der heutigen Stresemannstraße das Hindenburg-Denkmal fertig gestellt und ohne Zeremonie der Öffentlichkeit übergeben. An diesem Standort an der ehemaligen Bahnhofstraße stand bis 1913 der alter Barmer Bahnhof, dessen Nachfolgebau von 1914 bis 1916 weniger Meter weiter westlich erbaut wurde und dort bis heute zu finden ist. 1915 suchte man für die Straße einen würdigen Abschluss zur Eisenbahnstrecke und entschied sich für den Bau eines Denkmals für den damaligen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, der als Berfehlshaber der 8.Armee in der Schlacht bei Allenstein (später Schlacht von Tannenberg genannt) Ende August 1914 den russischen Einmarsch in Ostpreußen vorerst zurück schlug. Die Schlacht von Tannenberg wurde im Laufe des Ersten Weltkriegs mythisch überhöht und massiv zu Propagandazwecken genutzt. Dies geschah auch mit der Schlacht bei den Masurischen Seen im September und der Winterschlacht bei den Masurischen Seen,in denen die Bedrohung Ostpreußens durch die russischen Armee zerschlagen werden konnte. Hindenburg wurde im November zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber Ost ernannt und von der Propaganda als Kriegsheld gefeiert. So ist es nicht verwunderlich, dass man in Barmen dem “Volkshelden” Hindenburg ein Denkmal setzen wollte, wie es auch 1915 bereits auf der Elberfelder Königshöhe und am Lazarett des Vaterländischen Frauenvereins auf der Hardt geschehen war.
Eine erste Planung des Denkmals, vermutlich aus der Barmer Zeitung, vom 29.September 1915. Links und rechts, unter den antiken Helmen sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer soll 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen. Akte C II 42, Stadtarchiv Wuppertal.
Mit dem Bau des Denkmals eng verbunden war die Nagelung der Ehrenschilde, die später am Denkmal befestigt werden sollten. Allerdings ist unklar, ob dies wirklich geschah. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie zum Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle untergebracht wurden und dort 1943 vernichtet wurden.
Der “Hindenburg Brunnen”, so lautet der Titel dieser Postkarte aus dem Jahr 1918. Stadtarchiv Wuppertal.
Sowohl die Ehrenschilder als auch die Figuren des Denkmals schuf der in Elberfeld geborene und in Berlin arbeitende Bildhauer Paul Wynand. Im Mai 1916 begannen die Arbeiten am Hindenburg-Denkmal und im Juli 1917 waren sie abgeschlossen. Die Kosten betrugen 17.990 Mark. Das Denkmal besteht aus einer Säule, die von einem stehenden, vergoldeten Herkules gekrönt war, der sich auf sein Schwert stützte. Zu seinen Füßen saß ein Adler. Dahinter befindet sich eine hohe Sandsteinwand, die links und rechts als Abschluss zwei “männliche Kraftgestalten” zeigt, wie die Presse damals feststellte. Sie zeigen links die zum Kampf bereite und rechts die im Kampf stehende Jugend. Dazwischen strömte aus zwei Löwenkopfen Wasser, sodass man auch von einem Hindenburg-Brunnen sprach. An dieser Rückwand sollten auch die Ehrenschilde angebracht werden. Die Inschrift an der Rückwand, die vom Barmer Schriftsteller Will Vesper verfasst worden war, der auch die Inschrift am Kriegerdenkmal auf dem Barmer Ehrenfriedhof geschaffen hatte, lautete:
“Erbaut im Jahr, da der Weltkrieg war, errichtet zum Zeichen, dass wir keiner / Not weichen. Dem Manne geweiht, der Führer im Streit. Wo Hindenburg stand / war eine Mauer ums Land. Die Ihr hier nun steht und vorüber geht, gedenkt / daran, was Mannesmut kann, was ein Schwert in deutschen Händen wert!
Das rechte Relief der “Kraftgestalten” heute.Das linke Relief heute.
Die Bahnhofsstraße wurde in den 1920er in Fritz-Ebert-Straße und 1933 in Langemarckstraße umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die Anweisung Nr.30 des Alliierten Kontrollrats die Entnazifizierung und Entmilitarisierung aller deutschen Denkmäler. Der Instandsetzungsausschuss der Stadt Wuppertal beschloss daraufhin am 22.April 1947 die Entfernung der Inschrift und der Herkules-Figur. Von einer Beseitigung des Obelisken sah man ab.
Aus diesem Löwenmund floss einst das Wasser des Brunnens.
Im Laufe der Zeit verblasste die Erinnerung an die Stiftung des Denkmals für den Generalfeldmarschall und spätere Reichspräsidenten und der Standort an der Langemarckstraße ließ das Denkmal zum Langemarckdenkmal werden. Bei Langemarck, so der Mythos, hatten junge deutsche Soldaten am 10. November 1914 unter Singen des Deutschlandliedes die erste Linie des Gegners überrannt und 2.000 französische Soldaten gefangen genommen und sechs Maschinengewehre erobert. Der Mythos basiert auf einer Falschmeldung der Oberste Heeresleitung. In Wahrheit waren frisch ausgehobene und ungenügend ausgebildete deutsche Regimenter aus Freiwilligen und Reservisten von erschöpften Franzosen zurückgeschlagen worden, hatten keine bedeutenden Geländegewinne erzielt und 2.000 Mann verloren.
Die Spitze des Obelisken.
Die falsche Erinnerung an das Denkmal als Langemarck-Denkmal wurde 1976 im Einverständnis mit dem Garten- und Forstamt durch den Steinmetz Manfred Stölzel in den Sockel des Obelisken gemeißelt. Seitdem steht dort zu lesen:
Heute ist das Denkmal am Ende der Stresemannstraße von parkenden Autos und Recycling-Containern umgeben und verwildert. Der Zustand ist schlecht und es wirkt wie ein Fremdkörper in einer verkommenen Umgebung.
Nachdem bereits die Nachbarstadt Elberfeld angekündigt hatte, zum Hohenzollern-Gedenktag am 21. Oktober 1915 ein Nagelbild, den Eisernen Ritter, vorzustellen und zugunsten der Kriegswohlfahrt durch die Nagelung Spenden einzutreiben, wollte Barmen dem natürlich nicht nachstehen. Auch im Osten des Wuppertals wollte man für die dortige Wohlfahrtszentrale eine solche Aktion durchführen und war damit am Ende sogar schneller als Elberfeld, da man den 17. Oktober 1915 zum Hindenburgtag erklärte und somit drei Tage eher die Nagelung an der Ruhmeshalle begann. Man hatte sich gegen die Nagelung einer menschlichen oder tierischen Figur entschieden und den Bildhauer Paul Wynand gebeten zwei hölzerne Schilde herzustellen, die das Wappen Hindenburgs und das Wappen Barmens zeigten.1 Stadtbaurat Köhler schrieb im September 1915 an den aus Elberfeld stammenden und in Berlin arbeitenden Bildhauer:
“Da unser Publikum sehr verwöhnt ist, müssen wir mit den Schildern den Vogel abschießen, schon unserer Nachbarstadt Elberfeld gegenüber. Die Nagelung muss vorgezeichnet sein. […] Verschiedene farbige Nägel sollen, mit Ausnahme weißer verzinkter Nägel, die als Randnägel verwandt werden können, nicht verwendet werden. Sie müssen daher stark mit Goldunterbund arbeiten.
Das Publikum interessiert sich außergewöhnlich hier für die Sache. Da, wie bekannt, starke Kritik bei allen solchen Sachen einsetzt, so muss etwas tadellos gemacht werden.“2
Am 4. Oktober 1915 berichtete die Barmer Zeitung dann über die anstehende Nagelung:
“Die beiden Ehrenschilde — eines zu Ehren Hindenburgs, eines zu Ehren der namenlosen Helden — werden unter der würdig geschmückten Säulenhalle vor der Ruhmeshalle aufgehängt. Jeder, der nageln will, löst zunächst an Ort und Stelle eine Karte; er bekommt dann einen Nagel. Nach dem Einschlagen des Nagels erfolgt die Namenseintragung in das Eiserne Buch, das an Ort und Stelle ausliegt. Es wird gebeten, bei der Eintragung der Namen recht sorgfältig zu verfahren; das Eiserne Buch wird als dauerndes Erinnerungszeichen an bevorzugter Stelle aufbewahrt.“3
Am Vorabend der Einweihungsfeier der Ehrenschilde am 17. Oktober 1915, gab es ein Massenkonzert eines vereinigten Chores der Barmer Gesangvereine in der Stadthalle, das vom städtischen Orchester begleitet wurde und einen so großen Besucherandrang verzeichnete, dass die Polizei die Zugänge zur Stadthalle sperren ließ. Gespielt wurden unter anderem der Kaisermarsch, Das blanke Wort und das Niederländische Dankgebet. Am Festtage, einem Sonntag, verkauften schon früh am Morgen junge Mädchen eiserne “Hindenburg-Denkmünzen” und Ansichtspostkarten zugunsten der Wohlfahrtszentrale. Später am Tag zogen Vereine und Schulen unter Musikbegleitung und mit ihren Fahnen zur Ruhmeshalle. Gegenüber der Ruhmeshalle war ein Podest für die Sänger und Musiker aufgebaut worden, daneben standen die Fahnenabordnungen der Krieger‑, Turn- und Gesangvereine, daran schlossen sich 500 “Feldgraue” (Soldaten) aus den Lazaretten und Vertreter aller Behörden und Schulen an. Die Feier begann mit dem Kaisermarsch, dann sprach der Oberbürgermeister, und schlug den ersten Nagel ein, bevor erneut die Lieder des Vorabends erschollen.4
Am 19. Oktober 1915 ging ein Dank-Telegramm des geehrten Paul von Hindenburg ein:
Das Telegramm des Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Entnommen aus: Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 74.
Bereits am ersten Tag wurden 6.000 Mark “genagelt”, zusammen mit dem Verkauf der Postkarten und Denkmünzen, wurden 38.600 Mark erlöst. Am 21. Oktober belief sich die Gesamtsumme bereits auf 300.000 Mark.5
Ein erster Entwurf für die Hindenburg-Anlage. Entnommen aus Akte C II 43, Stadtarchiv Wuppertal, S. 1
Bei diesem “Kriegswahrzeichen” wollte man es nicht belassen und schuf auch Pläne für ein Hindenburg-Denkmal bzw. ‑brunnen, das 1916 begonnen und 1917 vollendet wurde. An ihm sollten die Ehrenschilde befestigt werden. Links und rechts, unter den antiken Helmen, sollten die Ehrenschilde angebracht werden, dazwischen Wappenschilder der großen Schlachten Hindenburgs. Die Mauer sollte 3,20 Meter hoch sein, die Säule 10 Meter. Darauf sollte ein Held einen Bären niederringen.6 Am Ende entstand dann das Denkmal doch etwas anders. Ob die Ehrenschilde wie geplant dort angebracht wurden, ist unklar. Ruth Meyer-Kahrweg vermutet, dass sie aus Schutz vor der Witterung in der Ruhmeshalle aufgestellt wurden und dort 1943 zerstört wurden.7
Undatierte, nicht gelaufene Postkarte, die die Aufbahrung von vier Gefallenen in der Ruhmeshalle und zwei Bilder vom Ehrenfriedhof zeigt. An den vier Särgen lehnen je zwei Kränze, im Hintergrund sind junge Bäume zu sehen. Vier Kandelaber stehen hinter den Särgen. Die Statuen der Kaiser Friedrich III., Wilhelm I. und Wilhelm II. (v.l.n.r) blicken auf die Szenerie. Links des Bildes ist das Eiserne Kreuz am Band zu sehen, indem die Krone, ein “W” und die Zahl 1914 (von oben nach unten) zu erkennen sind. An der rechten Seite, verbunden über die “Girlande” ist das Barmer Wappen zu sehen. Die beiden unteren Bilder zeigen den geschmückten Ehrenfriedhof im Jahr 1914 mit ebenfalls vier Gräbern.
Der Ehrenfriedhof Barmen wurde bereits 1914 angelegt und im selben Jahr wurden schon die ersten Gefallene bestattet. Der Friedhof war der erste im Regierungsbezirk Düsseldorf und wurde anderen Städten zur Nachahmung empfohlen. Er liegt in den Barmer Anlagen an der Lönsstraße, das Grundstück war ein Geschenk der Barmer Verschönerungsvereines. Wie die obige Postkarte zeigt, wurden die ersten Opfer des Krieges noch in der
Ruhmeshalle aufgebahrt. Ob man später weiterhin die Gefallenen, der vermutlich in Barmer Lazaretten ihren Verletzungen erlagen, vor der Statue des Kriegsherren päsentierte und ehrte, ist unklar, kann aber bezweifelt werden.
Das Kriegerdenkmal auf eine undatierten Postkarte. Die Inschrift war noch deutlich kleiner als heute. (Bild ergänzt am 28.12.2013)Der Ehrenfriedhof auf einer Fotofgrafie unbekannten Datums, am 14.2.1930 als Postkarte gelaufen. Es zeigt den Eingang zum Ehrenfriedhof, auf dem Postament fehlt der Löwe, die Inschrift ist aber zu erkennen. Möglicherweise stammt das Bild aus der Zeit der Herrichtung des “richtigen” Löwens im Jahr 1922.Der Blick vom unteren Eingang des Ehrenfriedhofs auf den unteren Teil und das Kriegerdenkmal.
Der Ehrenfriedhof ist in drei Teile geteilt: Im unteren Teil sind die Gräber in Reih’ und Glied und dort steht das Kriegerdenkmal. Daran schließt sich im rechten Winkel ein terrassenartiger Teil an, wo die Gräber ebenfalls in Reihen vor den Mauern liegen. Im oberen Teil sind die Gräber in Kreisen und sehr weitläufig angeordnet, während die späteren Grabstellen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wieder eng in Reihen gesetzt wurden.
Das folgende Bild zeigt das Kriegerdenkmal genauer. Die niedergelegten Kränze stammen vom Volkstrauertag im November. Auf dem Sockel thront ein Barmer Löwe, darunter ist eine uns heute bizarr vorkommende Inschrift angebracht.
Das Fundament des Löwen wurde auf einem Lastwagenmit 10 vorgespannten Pferden zum Ehrenfriedhof geschafft. Umd as Kriegerdenkmal herum stehen 10 Säulen, die noch vor einigen Jahren ein offenes Dach, einem Wandelgang ähnlich, trugen.Der Löwe und die Inschrift.
“Hier schweige ein jeder von seinem Leid
und noch so grosser Not. Sind wir nicht
alle zum Opfer bereit und zu dem Tod.
Eines steht gross in den Himmel gebrannt
Alles darf untergehen
Deutschland unser Kinder und Vaterland,
Deutschland muss bestehen”
Am 30.September 1916 wurde das Denkmal anlässlich der ersten Erweiterung des Ehrenfriedhofs vorgestellt, allerdings war es damals noch nicht fertiggestellt. Der Löwe, geschaffen vom in Elberfeld geborenen und in Berlin arbeitenden Bildhauer Paul Wynand, stand damals zwar bereits auf dem Sockel, allerdings war es noch nicht das gewünschte Denkmal, denn dies sollte in vergoldeter Bronze ausgeführt werden. Dafür stand das Material durch den Krieg nicht zur Verfügung. Am 6.Juli 1922 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Vollendung des Denkmals. Am 20.Oktober des Jahres wurde das Denkmal des Löwen “als trutziges Wahrzeichen der Stadt” und “Symbol der todesmutigen Treue und Tapferkeit” der Öffentlichkeit vorgestellt und zu Spenden aufgerufen, denn die Kosten waren noch nicht gedeckt. Die Inschrift stammt vom Barmer Schriftsteller Will Vesper (1882–1962).
Diese Postkarte unbekannten Datums zeigt die Dachkonstruktion, die von den Säulen getragen wird. Die Karte befindet sich im Besitz des Verfassers. (Bild ergänzt am 18.September 2012)
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden unter der Inschrift von Vesper vier Zeilen aus Bronze, geschaffen vom Wuppertaler Bildhauer Fritz Bernuth, ergänzt:
“Den Toten
der Weltkriege
1914–1818
1939–1945”
Die Grabinschriften sind im Vergleich zu anderen Grabstellen gefallener Soldaten recht ausführlich. Der Name ist natürlich verzeichnet, der Rang und die Waffengattung, die Einheit, der Geburtsort und das ‑datum, der Ort der Verwundung und der Ort des Todes und das Todesdatum. Die Gestaltung der Bronzetafeln wurde den Barmer Unternehmern Otto Wirth und Emil Meurer 1921 zu einem Stückpreis von 120 RM übertragen.1
Am Kriegerdenkmal wendet man sich dann nach rechts zum Erweiterungsteil, der durch die Zahl der Gefallenen nötig wurde. Über mehrere Treppen — auf denTerrassen” liegen weitere Gefallene, geht man auf ein schlichtes Kreuz zu:
Anschließend, im dritten Teil, geht es in den Wald. Auch hier liegen noch Gefallene, im unteren Teil Soldaten des Ersten, im oberen des Zweiten Weltkrieges.
So sieht es aus, wenn an einem Junimorgen die Sonnenstrahlen sich einen Weg durch den Morgennebel bahnen. Man sieht gut, dass die Grabsteine hier zwischen den Bäumen und Büschen liegen. Der Anblick ist fast schon romantisch. Dennoch haben sie auch hier meistens eine bestimmte Anordnung, nämlich in Kreisen:
Hier im oberen Teil hat man auch das Denkmal des “Sterbenden Kriegers” aufgestellt. Die Soldaten des Zweiten Weltkriegs liegen am oberen Rand des Ehrenfriedhofs “in Reih und Glied” in militärischer Ordnung. Ihre Grabsteine sind schmucklos und verzeichnen Rang, Name und die Lebensjahre.
Auch dieses Bild stammt vom Volkstrauertag und an einigen Gräbern wurden kleine Gestecke hingelegt. Auch bei einigen wenigen Gefallenen des Ersten Weltkriegs fand sich noch ein letzter Gruß: