Die starke Linke” im Engelsgarten

Das Denk­mal von Hrdlicka

Vor dem His­to­ri­schen Zen­trum im Bar­men steht die Skulp­tur “Die star­ke Lin­ke” des öste­rei­chi­schen Bild­hau­ers Alfred Hrdlicka. Die Skulp­tur wur­de 1975 von der Stadt Wup­per­tal in Auf­trag gege­ben, um den Engels­gar­ten auf­zu­wer­ten und man wünsch­te sich einen Bezug zu Fried­rich Engels. 130.000 DM stan­den zur Ver­fü­gung, 60% über­nahm das Land NRW im Rah­mens eines Städ­te­bau­pro­gramms. Die Wahl fiel schließ­lich auf den Wie­ner Pro­fes­sor Hrdlicka, der die Fer­tig­stel­lung für das Jah­res­en­de 1976 anvi­sier­te. Ers­te Ent­wür­fe sahen ein mar­mor­nes Buch vor, aus des­sen Mit­te reli­ef­ar­tig dar­ge­stell­te Men­schen drän­gen soll­ten. Dann gab es Schwie­rig­kei­ten mit der Beschaf­fung des Mar­mors, wodurch 10.000 DM Zusatz­kos­ten ent­stan­den. 1977 ent­schied sich Hrdlicka das Motiv zu ver­än­dern und eine Rund­um-Plas­tik anzu­fer­ti­gen, die eine Men­schen­men­ge dar­stellt, die sich von ihren Ket­ten befreit. Aller­dings ver­gaß er dies der Stadt mit­zu­tei­len, die dann durch ein Foto im SPIEGEL (46/1980, PDF) auf­ge­schreckt wur­de. Schließ­lich wur­de die Lie­fe­rung für Okto­ber 1980 ange­kün­digt, was auf ein­mal die Fra­ge auf­warf, wer Trans­port und Sockel sowie Arbeits­auf­wand des Künst­lers bezah­len soll­te. Bei­de Ver­trags­part­ner waren unter­schied­li­cher Mei­nung. Hrdlicka for­der­te im Okto­ber 1980 300.000 DM, was die SPD-Frak­ti­on im Febru­ar 1981 durch den Stadt­rat brach­te, zusätz­lich zahl­te man Trans­port und Sockel.


Ansicht Rich­tung Engels-Haus

Am 2. Juli 1981 wur­de das Engels-Denk­mal dann in Anwe­sen­heit von Minis­ter­prä­si­dent Rau und Ober­bür­ger­meis­ter Gur­land und in Abwe­sen­heit der CDU ein­ge­weiht. 8 Ton­nen schwer, 3,5 Meter hoch, auf einem 1 Meter hohen Sockel steht es seit dem vor dem Engels-Haus des His­to­ri­schen Zen­trums.1 Eine Beschreibung:
“Ohne ein­zel­ne Figu­ren im enge­ren natu­ra­lis­ti­schen Sinn nach­rech­nen zu wol­len, kann man die Grup­pe so beschrei­ben, dass sie aus etwa drei bis vier Män­ner­ge­stal­ten und wei­te­ren Tor­si besteht, deren Pro­por­tio­nen nicht natu­ra­lis­tisch prä­zi­se wie­der­ge­ge­ben sind — man­che Ein­zel­tei­le hin­ge­gen sind es.
Nähert man sich dem Werk vom Ein­gang des Engels-Hau­ses her, so erkennt man in der rech­ten Längs­sei­te einen mäch­ti­gen Sit­zen­den, des­sen ange­win­kel­tes Knie tra­gen­de Funk­ti­on hat und des­sen star­ke Lin­ke nach oben führt und Ket­ten trägt. Davor drängt ein wuch­ti­ger Tor­so-Arm, eine Lin­ke, aus dem Block­in­ne­ren; die­se ist unge­ket­tet und greift nach links her­um — wie der Betrach­ter auch gehen müss­te — an die Ket­ten der ande­ren, sie packend. In der Schmal­sei­te und wei­ter schräg, nach links gehend, sieht man vier Knie, die zwei Gestal­ten tra­gen: Ein schlan­ker jun­ger Mann wächst aus dem rohen Stein­block. Sein Kopf wur­de zur Faust, die vor­ragt. Und links neben ihm sieht der Betrach­ter einen hoch­auf­ge­rich­te­ten, kräf­ti­gen Mann, des­sen Leib von einem tie­fen Schmerz gespannt sich auf­bäumt. Die Bauch­par­tie ist stark ein­ge­zo­gen — künst­le­risch von höchs­ter Qua­li­tät, in der Tra­di­ti­on von Michel­an­ge­lo. Sei­ne Lin­ke aber scheint die Faust zu sein, die dem Jün­ge­ren neben ihm aus dem Kopf­be­reich vor­stößt. Kopf (Idee) wird zur Faust, die zur Tat drängt.” (Her­vor­he­bung im Ori­gi­nal,)2
Eine wei­te­re Ansicht

Zeit­ge­nös­si­sche Berichte

Fußnoten:

  1. RMK, S. 474
  2. Julia Klar­mann, Alfred Hrdlicka: Über­blick über das Werk des Wie­ner Bild­hau­ers in: http://cle.ens-lyon.fr