Mural Global Wandbild am Arrenberg

Der Ver­ein Farb­fie­ber e.V. und Klaus Klin­ger rie­fen unter der Schirm­herr­schaft der UNESCO 1998 dazu auf, in aller Welt mit öffent­li­chen Wand­bil­dern Visio­nen und Vor­stel­lun­gen für das Zusam­men­le­ben in einer Welt im nächs­ten Jahr­tau­send sicht­bar zu machen. Der Auf­ruf erklärt:


“Die Agen­da 21, von der Welt­kon­fe­renz für Umwelt und Ent­wick­lung 1992 in Rio de Janei­ro beschlos­sen, ist The­ma die­ser inter­na­tio­na­len Akti­on. Erst­mals stellt sie den Zusam­men­hang zwi­schen Öko­lo­gie, Öko­no­mie und Sozia­lem her. Sie for­dert eine part­ner­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit in glo­ba­len und loka­len Aktio­nen, um die Situa­ti­on auf der Erde zu verbessern. […]

In die­sem Kon­text steht unser Auf­ruf. An vie­len Orten auf der Erde sol­len Künst­lern ihre Visio­nen eines zukünf­ti­gen Lebens auf unse­rem Pla­ne­ten in öffent­li­che Wand­bil­der umset­zen. Wand­bil­der des­halb, weil sie per­ma­nent öffent­lich sind und vie­le Men­schen auf­for­dern sich mit dem The­ma aus­ein­an­der zu set­zen. Auf­ge­ru­fen zur Mit­ar­beit sind Künst­ler aus allen Kon­ti­nen­ten, Umwelt- und Soli­da­ri­täts­grup­pen, Initia­ti­ven, Kin­der- und Jugend­grup­pen um ein gemein­sa­mes Zei­chen zu set­zen für eine lebens­wer­te Zukunft.“1


Das Wandbild.
Das Wand­bild.

In Wup­per­tal schu­fen im Sep­tem­ber 2010 an der Simons­stra­ße die Künst­ler Jul­lis­sa Mon­ca­da Lopez und Jor­ge Mora­les Leclear aus der nica­ra­gua­ni­schen Part­ner­stadt Mata­g­al­pa und Heinz Vel­ten, Peter Otto Kuhn und Andre­as Jun­ge aus Wup­per­tal ein sol­ches Wand­bild. Es zeigt den Gegen­satz von Tech­nik und Natur und typi­sche Stadt­an­sich­ten von Wup­per­tal und Mata­g­al­pa. Als am 11. Febru­ar 2001 der Bür­ger­meis­ter von Mata­g­al­pa, Sadrach Zele­don Rochas, zu einem Besuch in Wup­per­tal war, wur­de eine Gedenk­ta­fel am Haus ange­bracht und ein­ge­weiht. Im sel­ben Jahr schu­fen die glei­chen Künst­ler in Mata­g­al­pa ein wei­te­res Wand­bild. Die­ses zeigt je ein Gedicht von Rubén Dar­ío, dem nica­ra­gua­ni­schen Natio­nal­dich­ter und von Else-Las­ker-Schü­ler, einen Was­ser­trop­fen als Sym­bol für das Leben und Fels­zeich­nun­gen aus der Nähe von Mata­g­al­pa. Außer­dem wer­den die Pro­duk­te von Mata­g­al­pa und Nica­ra­gua, die natio­na­le Blu­me und der natio­na­le Vogel gezeigt. In den Bil­dern der Kaf­fee­pflan­zun­gen sind Kin­der­zeich­nun­gen ver­steckt, die die Hoff­nung auf eine bes­se­re Zukunft aus­drü­cken. Ganz oben fin­den sich die Köp­fe von Augus­to Cesar San­di­no, Car­los Fon­se­ca, Fried­rich Engels und einer india­ni­schen Göt­tin.2


Die Gedenktafel.
Die Gedenk­ta­fel.

Posi­ti­on des Kunst­werks auf der Karte


Das zerbrochene Herz

Die Bal­lons gehö­ren nicht zum Konzept.

Im Dezem­ber 2000 stell­te man im Rat­haus Bar­men die Skulp­tur “Das zer­bro­che­ne Herz” auf, mit der die 2012 ver­stor­be­ne Wup­per­ta­ler Bild­haue­rin Ulle Hees an die Dich­te­rin Else Las­ker-Schü­ler erin­ner­te. Das zer­bro­che­ne Herz sym­bo­li­siert die drei Begrif­fe Trau­er, Exil und Poe­sie, die das Wesen und Leben Else Las­ker-Schü­lers beschrei­ben. Sie mahnt vor der von Natio­nal­so­zia­lis­ten ver­ord­ne­ten Wort­lo­sig­keit durch erzwun­ge­ne Emi­gra­ti­on und Bücher­ver­bren­nung, erin­nert an das lite­ra­ri­sche Schaf­fen Las­ker-Schü­lers, ihre Weg­be­glei­ter und ihre Kind­heit in Elber­feld. Die 1,65 m hohe Ste­le wur­de der Stadt Wup­per­tal vom Rons­dor­fer Unter­neh­mer Enno Spring­mann gestif­tet. Nach­dem sie zunächst im Ein­gang des Bar­mer Rat­hau­ses eine Hei­mat gefun­den hat­te, soll­te sie zur Spiel­zeit 2001/2002 ins Schau­spiel­haus umzie­hen.1


Auf den Herz­tei­len fin­den sich Wort und Moti­ve aus Las­ker-Schü­lers Werken.

Im Juni 2014 zog die Skulp­tur dann vom Opern­haus in das Rat­haus Elber­feld. Enno Spring­mann hat­te dar­um gebe­ten, da er der Mei­nung war, dass im Opern­haus zu wenig Betrach­ter “Das zer­bro­chen Herz” sehen konn­ten. Nun steht sie auf dem ers­ten Trep­pen­ab­satz gegen­über dem Haupt­ein­gang.2


Die Inschrift

Das zer­bro­che­ne Herz
Bron­ze-Ste­le von Ulle Hees
zur Erin­ne­rung an die Dich­te­rin Else Las­ker Schüler
Geb. 1869 in Wup­per­tal, Gest. 1945 in Jerusalem
Geschenk der Enno- und Chris­ta Springmann-Stiftung
an die Stadt Wup­per­tal, Dezem­ber 2000


Die Boden­plat­te.

Wei­te­re Gedenk­zei­chen zur Erin­ne­rung an Else Lasker-Schüler:
Mein­wärts
Gedenk­ta­fel am Geburtshaus
Gedenk­ta­fel am Wohnhaus


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Denkmal für die Langerfelder Straßenbahn

Das Denk­mal-Ensem­ble.

Am 8. Juli 2000 kom­ple­tier­te eine alte Ach­se der Köl­ner Stra­ßen­bahn das Geden­ken an die Lang­er­fel­der Stra­ßen­bahn an der Ecke Schwel­mer Straße/ In der Fleu­te. Zusam­men mit einer mut­maß­lich schon 1999 auf­ge­stell­ten Gedenk­ta­fel und einem Stück Kopf­stein­pflas­ter mit Ori­gi­nal­schie­nen erin­nert sie seit­dem an die 88jährige Geschich­te des Schie­nen­ver­kehrs zwi­schen Schwelm und Bar­men durch Langerfeld.


Die Gedenk­ta­fel.

Die Gedenk­ta­fel erklärt unter einem Bild einer Stra­ßen­bahn mit Lyra-Strom­ab­neh­mer schlicht:

Zur Erin­ne­rung an die von
1897 bis 1985
ver­keh­ren­de Straßenbahn
von Bar­men nach Schwelm.

Den Bür­gern Lang­er­felds 1999
Bür­ger­ver­ein Lang­er­feld e.V.


Am 1. Sep­tem­ber 1897 fuhr die ers­te Stra­ßen­bahn der Linie Bar­men — Lang­er­feld — Schwelm, sie erhielt 1905 die Lini­en­num­mer 5.  1907 wur­de sie bis Mils­pe ver­län­gert, 1928 fuhr sie als Linie 8. Ab 1948 fuhr auch die Linie 18 zwi­schen Schwelm und Sonn­born. 1968 begann dann der schritt­wei­se Nie­der­gang, zunächst durch die Kap­pung des Astes nach Schwelm und die Ein­ri­chung der Wen­de­an­la­ge an der Die­sel­stra­ße. Von hier fuhr nun die Linie 1 nach Wie­den, spä­ter Linie 11 zum Gabel­punkt am Bril­ler Kreuz. Die Linie 8 ver­kehrt indes bis zum Kli­ni­kum Bar­men. 1980 erhiel­ten die Lini­en dann die Num­mern 608 und 611.


Die Köl­ner Achse.

Im Juni 1985 fuhr die letz­te Stra­ßen­bahn durch Lang­er­feld, die nun durch Bus­se ersetzt wur­de. “Es war falsch, den Betrieb der umwelt­freund­li­chen Stra­ßen­bahn 1985 ein­zu­stel­len”, erklär­te CDU Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Ursu­la Lietz bei der Ent­hül­lung der Stra­ßen­bahn­ach­se.1

Schilder zur Erinnerung an 950 Jahre Cronenberg

Das 950-Jah­re-Cro­nen­berg-Schild, schon deut­lich aus­geb­li­chen, an der Hah­ner­ber­ger Straße.

Im Jahr 2000 fei­er­te man in Wup­per­tals süd­lichs­tem Stadt­teil Cro­nen­berg die ers­te bekann­te Erwäh­nung des Ortes als “Cron­ber­ga” in den Regis­tern des Stifts Wer­den an der Ruhr.1 Drei Tage lang fei­er­te man eben­so den 400. Jah­res­tag des Sen­sen­pri­vi­legs, das einen wich­ti­gen Schritt zur Selbst­stän­dig­keit und wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung dar­stellt.2 Die geplan­te Auf­stel­lung von vier Schil­dern an den Orts­ein­gän­gen mit der stol­zen Dar­stel­lung des Wap­pens und des Alters des Stadt­teils ver­zö­ger­te sich aller­dings bis zum Ende des Jah­res. Die Gel­der hier­für stell­te die Bezirks­ver­tre­tung auf Vor­schlag des Vor­sit­zen­den der CDU, Gerd Weis­beck, zur Ver­fü­gung.3


An der Rhön­stra­ße ist es bes­ser zu erken­nen: Das Wap­pen zeigt in sil­ber­nem Schil­de mit sand­stein­far­be­ner Mau­er­kro­ne den auf grü­nem Berg ste­hen­den blau bekrön­ten, blau­zün­gi­gen und blau bekrall­ten roten Ber­gi­schen Löwen mit der Sen­se in den Pranken.

Anröchter Dolomit

Der Anröch­ter Dolo­mit hin­ter der Stadthalle.

Am 23. August 2000 wur­de hin­ter der Stadt­hal­le dem Skulp­tu­ren­park Johan­nis­berg ein wei­te­res Ele­ment hin­zu­ge­fügt: Der Anröch­ter Dolo­mit des Bild­hau­ers Ulrich Rück­riem. Die vier Ton­nen schwe­re Stein­skulp­tur aus Mine­ral­ge­stein kommt eher unschein­bar daher und wirkt ein wenig, als hät­te man sie ver­ges­sen weg­zu­räu­men oder als hät­te sie einst als Gedenk­stein gedient. In der Tat, so äußer­te sich die dama­li­ge Lei­te­rin des Von der Heyft-Muse­ums, Dr. Sabi­ne Feh­le­mann, sei “der Stein als sol­cher dar­ge­stellt”. Mini­ma­list­si­che Stren­ge erkann­te die WZ am Tag der Ein­wei­hung, einen Fel­sen, der durch Geo­me­tri­se­rung eine Erha­ben­heit erlangt habe und ganz bei sich sei und nur wenig Bot­schaft aus­sen­de. Mit Hil­fe der Erklä­run­gen von Dr. Sabi­ne Feh­le­mann wur­den wei­te­re Details des Stein frei­ge­legt: Er schim­me­re nicht grau, son­dern grün und röt­lich, er sei in vier Tei­le gespal­ten und dann wie­der zusam­men­ge­setzt wor­den, das Ergeb­nis des bra­chia­len Boh­rens, Spren­gen und Sägens sei stil­le Ele­ganz. Gestif­tet wur­de die Skulp­tur vom Wup­per­ta­ler Rota­ry- und Lions-Club sowie dem Kunst- und Muse­ums­ver­ein.1


In unmit­tel­ba­rer Nähe steht die weni­ge Wochen zuvor ein­ge­weih­te Skulp­tur 229,5° arc x5

Posi­ti­on des Kunst­werks auf der Karte


229,5° arc x5

Die Skulp­tur

Es sind fünf Rin­ge, aus denen die am 21. Juni im Gar­ten der Stadt­hal­le auf­ge­stell­te Stahl­skulp­tur besteht. Doch sie alle voll­enden den Kreis nicht, son­dern zei­gen statt 360 nur 229,5 Grad. Daher hat sie ihren etwas kryp­ti­schen Namen: 229,5° arc x5. Geschaf­fen wur­de sie vom fran­zö­si­schen Bild­hau­er und künst­le­ri­schem Tau­send­sass­sa Ber­nar Venet, gestif­tet wur­de sie von Dr. Jörg Mit­tels­ten Scheid. An ihn rich­te­te sich der Dank des Ober­bür­ger­meis­ters Dr. Hans Kra­men­dahl im Namen der Stadt Wup­per­tal am Tag der Ein­wei­hung.1


Die Skulp­tur.

Das Kunst­werk trägt sei­nen Namen selbst.

Gedenktafel für im Dienst getötete Polizisten

Als am 1. Dezem­ber 2000 im Poli­zei­prä­si­di­um die Gedenk­ta­fel für den Poli­zei­be­am­ten Paul Kre­ber fei­er­lich ein­ge­weiht wur­de, wur­de am glei­chen Tag im sel­ben Flur eine Gedenk­ta­fel der Öffent­lich­keit über­ge­ben, die an drei im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten erin­nert. Die Tafel ist das Ergeb­nis von Kri­tik aus Rei­hen der Poli­zei an der Anbrin­gung von zwei mah­nen­den Gedenk­ta­fel zur NS-Zeit, ohne dass die nähe­re Ver­gan­gen­heit der Poli­zei­ar­beit mit einem Erin­ne­rungs­zei­chen berück­sich­tigt wur­de.1


Die Gedenk­ta­fel für im Dienst getö­te­te Poli­zis­ten. Lei­der ist auf­grund der Aus­füh­rung in Glas und der Licht­si­tua­ti­on die Qua­li­tät der Bil­der nicht optimal.

Die Gedenk­ta­fel aus Glas in Form eines quer­lie­gen­den Kreu­zes wur­de wie die Gedenk­ta­fel für Paul Kre­ber vom Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb NRW, dem Eigen­tü­mer des Poli­zei­prä­si­di­ums, gestal­tet und finan­ziert. Sie zeigt unter der Inschrift:

Sie wur­den in Aus­übung ihres Diens­tes Opfer von Gewalttaten”

drei Foto­gra­fien der Beam­ten, ihre Unter­schrift, den Namen, das Geburts- und Todes­da­tum. Von links nach rechts wird so die­sen drei Kol­le­gen gedacht:
Karl Sewing 13.06.1912 — 08.11.1965.

Der 54jährige Poli­zei­meis­ter Karl Sewing wur­de am 8. Novem­ber 1965 in Rem­scheid getö­tet, als er und sein Kol­le­ge, der den Strei­fen­wa­gen fuhr, um 5 Uhr mor­gens einen Mann stell­ten, nach dem sie zwei Schüs­se gehört hat­ten. Als Sewing den Mann mit vor­ge­hal­te­ner Dienst­waf­fe auf­for­der­te, sei­ne Pis­to­le nie­der­zu­le­gen, schoss der “schwer vor­be­straf­te Kri­mi­nel­le” durch das Fens­ter fünf bis sie­ben­mal2 auf den Poli­zis­ten, der im städ­ti­schen Kli­ni­kum3 starb.4 Die Tat geschah an der Ein­mün­dung der Stra­ße “Zum Greu­el” auf die Len­ne­per Stra­ße.5 Einen Tag spä­ter wur­de der flüch­ti­ge 30jährige Täter fest­ge­nom­men und Haft­be­fehl erlas­sen. Die Obduk­ti­on des Leich­nams Sewings ergab, dass zwei der drei Schüs­se, die ihn tra­fen töd­lich waren, einer drang ins Herz ein, der ande­re traf die Brust­schlag­ader.6


Horst Fied­ler 04.05.1953 — 24.04.1999

Der 45jährige Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar Horst Fied­ler war Rausch­gift­fahn­der und wur­de am 24. April 1999 in Solin­gen Auf­der­hö­he bei einer Fest­nah­me erschos­sen. Er lei­te­te an die­sem Tag die Obser­va­ti­on eines 49jährigen Dea­lers und die anschlie­ßen­de Fest­nah­me. Ohne Vor­war­nung eröff­ne­te der Ver­däch­ti­ge durch die geschlos­se­ne Woh­nungs­tür in einem Mehr­fa­mi­li­en­haus das Feu­er auf die Beam­ten. Horst Fied­ler brach töd­lich getrof­fen zusam­men, ein 35jähriger Kol­le­ge wur­de ange­schos­sen, konn­te das Feu­er aber noch erwi­dern. Der Täter flüch­te­te trotz eines Ober­schen­kel­steck­schus­ses über den Bal­kon. Eine Groß­fahn­dung wur­de aus­ge­löst. Der Ver­däch­ti­ge flüch­te­te zunächst in eine 150m ent­fern­te Gara­ge und erzwang am Abend mit Waf­fen­ge­walt Zutritt zu einem Haus und nahm die Bewoh­ne­rin als Gei­sel, ließ sie aber spä­ter frei. Am Mit­tag des fol­gen­den Sonn­tags wur­de er von den Beam­ten des SEK über­wäl­tigt und fest­ge­nom­men. Horst Fied­ler hin­ter­ließ zwei Kin­der.7


Kirs­ten Späing­haus-Flick 28.07.73 — 27.02.2000

Die 26jährige Poli­zei­ober­meis­te­rin8 Kirs­ten Späing­haus-Flick wur­de am 27.Februar 2000 bei einem Bezie­hungs­streit zwi­schen einem 27jährigen Maze­do­ni­er und sei­ner Frau getö­tet. Die Ehe­frau des Täters hat­te die Poli­zei von einer Tele­fon­zel­le um Hil­fe geru­fen.9 Beim Ein­tref­fen der Poli­zei war die Frau ver­schwun­den. Bei Kon­trol­le eines BMW an der Ecke Albert-Tha­er-Stra­ße/Rönt­gen­stra­ße tra­fen die Poli­zis­ten auf den Ehe­mann, ohne dies zu wis­sen. Der Täter riss die Fah­rer­tür von Späing­haus-Flick auf und atta­ckier­te die Poli­zis­tin mit einem 30cm lan­gen Mes­ser. Der Beam­te auf dem Bei­fah­rer­sitz sprang aus dem Wagen und stopp­te den Täter mit einem Schuss in den Ober­schen­kel, nach­dem die­ser der Auf­for­de­rung, das Mes­ser abzu­le­gen nicht nach­ge­kom­men war. Späing­haus-Flick, deren Ehe­mann eben­falls bei der Rem­schei­der Poli­zei arbei­te­te, ver­starb kur­ze Zeit spä­ter an ihren Ver­let­zun­gen.10 Am 2.März 2003 fand unter gro­ßer Anteil­nah­me die Bestat­tung in Len­nep statt, über 1000 Poli­zis­ten gaben der getö­te­ten Kol­le­gin das letz­te Geleit, auch NRW-Innen­mi­nis­ter Fritz Beh­rens nahm an der Trau­er­fei­er teil.11

Am Tat­ort erin­nert ein ein­fa­ches Holz­kreuz an den Tod der jun­gen Poli­zis­tin, für das Schü­ler des benach­bar­ten Rönt­gen-Gym­na­si­ums die Paten­schaft für die Pfle­ge des Kreu­zes über­nom­men haben.12 Am 27.Februar 2003 wur­de im Foy­er der Poli­zei­in­spek­ti­on Rem­scheid eine Gedenk­ta­fel für Kirs­ten Späing­haus-Flick und Karl Sewing ein­ge­weiht. Ein Foto von ihr fin­det sich auf www.corsipo.de 13


Posi­ti­on des Denk­mals auf der Karte


Paul-Kreber-Gedenktafel

Die­ser Ein­trag wur­de am 4. Juli 2012 mit Hil­fe einer neu­en Quel­le (Micha­el Okroy, „… 8 Zigeu­ner­fa­mi­li­en aus der Sied­lung abge­holt.“ Bruch­stü­cke einer Ver­fol­gungs­ge­schich­te der Sin­ti und Roma aus Wup­per­tal, in: Karo­la Frings und Ulrich F. Opfer­manmn (Hg.), Zigeu­ner­ver­fol­gung im Rhein­land und in West­fa­len 1933–1945. Geschich­te, Auf­ar­bei­tung und Erin­ne­rung, Pader­born 2012, S. 279–300.) über­ar­bei­tet. In die­ser fin­den Inter­es­sier­te auch Infor­ma­tio­nen zur Quellenproblematik.

Am 1. Dezem­ber 2000 wur­de im Poli­zei­prä­si­di­um Wup­per­tal eine glä­ser­ne Gedenk­ta­fel für den Poli­zei­be­am­ten Paul Kre­ber ein­ge­weiht. Jener hat­te in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus die Sin­ti-Fami­lie Weiss und wei­te­re Sin­tis vor der Depor­ta­ti­on geret­tet.1


Gedenk­ta­fel für den Poli­zis­ten Paul Kreber.

Paul Kre­ber wur­de am 10. April 1910 im loth­rin­gi­schen Dieden­ho­fen gebo­ren und absol­vier­te von 1919 bis 1924 die katho­li­sche Volks­schu­le in Bar­men.2 Anfang der 1930er Jah­re fand er eine Anstel­lung bei der Reichs­post in der neu­en Stadt Wup­per­tal, zuvor hat­te einen mehr­jäh­ri­gen Mili­tär­dienst abge­leis­tet. Spä­ter (1939, 3) bewarb er sich bei der Poli­zei und wur­de als Kri­mi­nal-Assis­tent-Anwär­ter ein­ge­stellt und 1941 als Beam­ter in den Erken­nungs­dienst über­nom­men. Hier wur­de ihm die Über­wa­chung und Kon­trol­le der in der NS-Ideo­lo­gie als “ras­si­sche min­der­wer­tig” ange­se­he­nen Sin­ti und Roma zuge­teilt, die damals noch all­ge­mein “Zigeu­ner” genannt wur­den.4

Die Fami­lie Weiß war im Jahr 1939 aus Gel­sen­kir­chen nach Wup­per­tal gekom­men, wo Hugo Weiss direkt eine Anstel­lung fand und die jün­ge­ren Söh­ne einen katho­li­schen Kin­der­gar­ten besuch­ten. Der neun­jäh­ri­ge Paul Weiß absol­vier­te erfolg­reich die Auf­nah­me­prü­fung am Bar­mer Kon­ser­va­to­ri­um. Die Her­kunft der Fami­lie als Sin­ti war nicht offen­sicht­lich. Die Fami­li­en Weiss und Kre­ber leb­ten zunächst in der Nach­bar­schaft und so tra­fen sich Mar­ga­re­the Kre­ber und Anto­nie Weiß zufäl­lig beim Ein­kau­fen. Hugo Weiss ent­schloss sich, zur Siche­rung des Über­le­bens sei­ner Fami­lie sich mit dem für “Zigeu­ner­an­ge­le­gen­hei­ten” zustän­di­gen Kom­mis­sar “anzu­freun­den”. Aus die­ser geziel­ten und zweck­dien­li­chen Kon­takt­auf­nah­me erwuchs eine freund­schaft­li­che Bezie­hung.5


Im Dezem­ber 1942 befahl Reichs­füh­rer-SS Himm­ler die Depor­ta­ti­on der noch im Reich befind­li­chen Sin­ti und Roma in das Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au. Am 3. März 1943 kam die­ser Befehl in Wup­per­tal zur Aus­füh­rung und neun Fami­li­en wur­den per LKW aus städ­ti­schen Not­un­ter­künf­ten ins Gefäng­nis am Ben­dahl gebracht und von dort zum Bahn­hof. Fami­lie Weiss mit den Söh­nen Paul, Johann, Arnold, Rigo­bert und Hel­mut war aller­dings von der Depor­ta­ti­ons­lis­te gestri­chen wor­den — ver­mut­lich von Paul Kre­ber, der auch eine ande­re Fami­lie warn­te, sodass sie unter­tau­chen konn­te und ande­ren Aus­län­der­päs­se für das besetz­te, aber weni­ger gefähr­de­te Frank­reich ver­schaff­te.6 Kre­ber stell­te den Weiss’ ein gutes Leu­munds­zeug­nis aus, sodass man sich in Ber­lin dazu ent­schied, statt einer Depor­ta­ti­on eine Zwangs­ste­ri­li­sa­ti­on durch­zu­füh­ren. Die Bom­ben­an­grif­fe auf Wup­per­tal im Mai und Juni 1943 ver­hin­der­ten dies jedoch. Anto­nie Weiss wur­de mit den Kin­dern nach Thü­rin­gen eva­ku­iert, wäh­rend Hugo wei­ter in der kriegs­wich­ti­gen Fir­ma Espen­lau­hb arbei­te­te.7 Paul Kre­ber wur­de aus­ge­bombt und ließ sich nach Metz ver­set­zen, wohin er die sie­ben­köp­fi­ge Fami­lie Weiss nach­hol­te und ihnen eine Woh­nung und eine Arbeit im einem Wan­der­zir­kus ver­schaff­te.8 Nach einer Denun­zia­ti­on wur­de Hugo und Anto­nie Weiss von Kri­mi­nal­po­li­zei ver­haf­tet und in einem Straß­bur­ger Kran­ken­haus zwangs­ste­ri­li­siert.9 In den Kriegs­wir­ren ver­lor man sich aus den Augen — Paul Kre­ber wur­de nach Wup­per­tal zurück­ver­setzt — und traf sich 1946 wie­der. Fami­lie Weiss hat­te fast alle Ver­wand­te in Aus­sch­witz ver­lo­ren.10 Die Fami­li­en sind bis heu­te eng befreun­det11 und so ist es kein Wun­der, dass Hel­mut, Paul und Johann Weiss bei der Ein­wei­hung der Gedenk­ta­fel zuge­gen waren und zusam­men für Onkel Paul auf Gei­ge, Kla­vier und Akkor­de­on musi­zier­ten.12


Auch nach dem Krieg setz­te sich Paul Kre­ber unter ande­rem in Wie­der­gut­ma­chungs­ver­fah­ren für Sin­ti und Roma ein. 1966 schied er krank­heits­be­dingt aus dem Poli­zei­dienst aus.13 Unter den Kol­le­gen hat­te er auf­grund sei­nes freund­schaft­li­chen Umgangs mit den Sin­ti und Roma den Spitz­na­men “Zigeu­ner Paul”, den er bereits zur NS-Zeit erhal­ten hat­te, sodass der Mut die­ses Man­nes noch ein­mal höher ein­zu­schät­zen ist, da er sicher­lich genau beob­ach­tet wur­de. 1988, ein Jahr vor sei­nem Tod, erhielt Paul Kre­ber auf Bestre­ben der Fami­lie Weiss und des Zen­tral­rats der Deut­schen Sin­ti und Roma das Bun­des­ver­dienst­s­kreuz für sei­nen Mut, die inner­halb des NS-Ver­fol­gungs­ap­pa­ra­tes vor­han­de­nen Spiel­räu­me für huma­nes Han­deln auch zu nut­zen.14 Nach­dem er lan­ge Jah­re in Bey­en­burg gelebt hat­te, zog er 1984 an den Boden­see, wo er 1989 ver­starb und in Wup­per­tal in Ver­ges­sen­heit geriet.15

Als aber im Som­mer 2000 eine Wel­le rechts­ra­di­ka­ler und ras­sis­ti­scher Gewalt ein­setz­te, begann man sich für Bei­spie­le von Zivil­cou­ra­ge zu inter­es­sie­ren.16 Der Wup­per­ta­ler His­to­ri­ker Micha­el Okroy, Mit­ar­bei­ter der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, war bereits auf die Taten von “Onkel Paul” auf­merk­sam gemacht wor­den und initi­ier­te nun die Stif­tung einer Gedenk­ta­fel im Poli­zei­prä­si­di­um.17
Zur Ein­wei­hung erschie­nen nicht nur, wie bereits erwähnt, die Brü­der Hel­mut, Johann und Paul Weiss, son­dern auch Paul Kre­bers Toch­ter, die mit den Brü­dern Weiss befreun­det ist und Kre­bers Enke­lin, sowie Micha­el Okroy, Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Hans Kre­men­dahl und der Haus­herr, Poli­zei­prä­si­dent Klaus Koeh­ler. Neben dem musi­ka­li­schen Andenken erin­ner­te Johann Weiss in einer Anspra­che an Paul Kre­ber.18
Die Gedenk­ta­fel von vorne.

Die Gestal­tung der Gedenk­ta­fel oblag dem Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb des Lan­des NRW, der auch die Kos­ten hier­für als Eigen­tü­mer des Gebäu­des über­nahm. Das Foto stammt von der Begeg­nungs­stät­te Alte Syn­ago­ge, die auch die Inschrift ver­fass­te.19 Die Gedenk­ta­fel besteht aus Glas und zeigt ein sti­li­sier­tes Kreuz aus einer ein­fa­chen waa­ge­rech­ten Linie und einer senk­rech­ten Dop­pel­li­nie. Oben links ist ein Foto Paul Kre­bers zu sehen, dar­un­ter sein Name und das Geburts- und Ster­be­jahr. Unten rechts fin­det sich die Inschrift:


Die Inschrift.

            “Paul Kreber

war von 1940 bis 1943
beim Erken­nungs­dienst der
Kri­mi­nal­po­li­zei im
Poli­zei­prä­si­di­um Wuppertal
tätig.

Unter Ein­satz sei­nes Lebens
und des sei­ner Fami­lie be-
wahr­te er im Früh­jahr 1943
meh­re­re Wup­per­ta­ler Sinti-
Fami­li­en vor der Deportation
in das Vernichtungslager
Ausch­witz-Bir­ken­au, indem er
Befeh­le nicht aus­führ­te, Ver-
ste­cke beschaff­te und den
Ver­folg­ten zur Flucht ver-
half.

1988 wur­de Paul Kre­ber auf
Vor­schlag des Zentralrats
der deut­schen Sin­ti und Roma
das Bundesverdienstkreuz
verliehen.

Sein aus­ser­or­dent­lich mutiges
Han­deln soll uns allen zum
Vor­bild für Zivil­cou­ra­ge und
Mensch­lich­keit dienen.”


Am sel­ben Tag wur­de im glei­chen Flur eine Gedenk­ta­fel für im Dienst gestor­be­ne Poli­zis­ten der Öffent­lich­keit ohne Zere­mo­nie über­ge­ben. Sie ist eine Reak­ti­on auf Kri­tik aus den Rei­hen der Poli­zei, dass nun zwei Tafeln an die NS-Zeit erin­nern und mah­nen, aber die jün­ge­re Geschich­te der Poli­zis­ten ver­ges­sen werde.


Offenes Quadrat II (AIDS-Denkmal)

Offe­nes Qua­drat II.

Am 31.Oktober 1997 voll­ende­te Ober­bür­ger­meis­ter Hans Kre­men­dahl das “Offe­ne Qua­drat II”. Die­se Instal­la­ti­on auf dem Wil­ly-Brandt-Platz in Elber­feld erin­nert an 41 (1997 nur 37) Men­schen, die in Wup­per­tal, Solin­gen und Rem­scheid an AIDS gestor­ben sind. Initi­iert hat­te das Pro­jekt “Namen und Stei­ne” 1992 die Deut­sche AIDS-Stif­tung in Bonn  zusam­men mit dem Künst­ler Tom Fecht.1 Zum 10jährigen Bestehen der Wup­per­ta­ler AIDS-Hil­fe ent­schloss sich der Ver­ein die­se Instal­la­ti­on auch nach Wup­per­tal zu holen. Ober­bür­ger­meis­ter Kre­men­dahl hat­te die Schrim­herr­schaft über­nom­men, über 40 Pri­vat-und Geschäfts­leu­te ermög­lich­ten mit ihren Spen­den und ihrer Arbeits­kraft die Aus­füh­rung des Pro­jekts.2


Die Inschrift auf einem Stein: “Mémoi­re nomade/ Namen und Steine/ Wup­per­tal 1997”

Zusam­men mit den Ange­hö­ri­gen setz­te der Ober­bür­ger­meis­ter den letz­ten Stein und erklär­te, das die Form des Geden­kens den Ver­stor­be­nen wür­dig sei. Er ver­sprach sich wei­ter für die Betrof­fe­nen und die Besei­ti­gung der Miss­stän­de bei der ambu­lan­ten und sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung ein­zu­set­zen. Micha­el Jäh­me von der Wup­per­ta­ler AIDS-Hil­fe bedank­te sich bei den Unter­stüt­zern dafür, dass das Pro­jekt durch­ge­führt wer­den konn­te.3 Im Okto­ber 2000 wur­den vier wei­te­re Stei­ne dem Denk­mal hin­zu­ge­fügt. 4


Metall­pla­ket­te am Denkmal.

Eine klei­ne metal­le­ne Pla­ket­te erklärt die Installation:

Offe­nes Qua­drat II
Wup­per­tal 1997
Die­se Instal­la­ti­on erin­nert an Menschen,
die an AIDS ver­stor­ben sind.
Sie ist Teil des Projektes
“Denk­raum NAMEN und STEINE
der Deut­schen AIDS_Stiftung Bonn und
des Künst­lers Tom Fecht.
AIDS-Hil­fe Wup­per­tal e.v.

Die­se Tafel wur­de von der Bay­er AG finanziert.”

Das Drei-Kaiser-Denkmal und die Freiheitseiche

Am 9. Novem­ber 1814 wur­de auf dem Elber­fel­der Neu­markt eine Eiche gepflanzt, die dar­an erin­nern soll­te, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napo­leo­ni­schen Herr­schaft befreit wor­den war. Dem vor­aus­ge­gan­gen war ein Auf­ruf “zahl­rei­cher ächt deutsch gesinn­ter Män­ner” im Nie­der­rhei­ni­schen Anzei­ger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Bei­la­ge der Pro­vin­zi­al-Zei­tung Elber­feld. In dem Auf­ruf wur­den die stol­zen Gefüh­le der wie­der­ge­won­nen deut­schen Frei­heit beschwo­ren. Die auf­ru­fen­den Män­ner konn­ten “unmög­lich umhin, den Wunsch, der in ihrer See­le ruht, laut aus­zu­spre­chen, daß man doch auch hier zum ewi­gen Andenken der ret­ten­den Schlacht bei Leip­zig ein Denk­mal stif­ten möch­te[…]”. Die­ses Denk­mal soll­te um die zu pflan­zen­de Eiche ent­ste­hen, wes­we­gen das Denk­mal auch den Namen “Frei­heits­ei­che” trägt. Auf vier Qua­der­stei­nen soll­ten die drei ver­bün­de­ten Mäch­te geehrt und der Grund der Errich­tung erklärt wer­den. Der Ober­bür­ger­meis­ter Brü­ning stimm­te in der nächs­ten Aus­ga­be am Fol­ge­tag der Errich­tung zu und reg­te an, dem Denk­mal eine “Fon­tai­ne” hin­zu­zu­fü­gen, da für kla­res, hel­les Was­ser auf dem Markt­platz ein drin­gen­des Bedürf­nis bestand. Schließ­lich über­leg­te man einen Tag spä­ter sogar, hei­len­des Mine­ral­was­ser zuzu­füh­ren und so “sie­chen Kör­pern” Gene­sung zu ver­schaf­fen. Doch zunächst wur­de die Eiche gepflanzt.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf dem Neu­markt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düs­sel­dor­fer Hof (das Haus an der rech­ten Sei­te hin­ter dem der Schorn­stein zu sehen ist) abge­ris­sen wur­de. Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/7/2

Am 3.Januar 1815 grün­de­ten dann 46 Män­ner mit “ächt deut­scher Gesin­nung” die Eichen­ge­sell­schaft und began­nen mit der Pla­nung des Denk­mals. Am 29.August 1817 konn­te der Grund­stein gelegt wer­den, am 26.September erklär­te der König sei­ne Zustim­mung zu dem Denk­mal und am 9.November 1817 fand die Ein­wei­hung statt.


Post­kar­te mit der Ansicht des Neu­markts vor 1894. Links vom Mit­tel­punkt des Bil­des die Frie­dens­ei­che und ihre Ein­he­gung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)

Post­kar­te mit der Ansicht des Neu­markts aus einer ande­ren Per­spek­ti­ve vor 1894. Im Zen­trum die Frie­dens­ei­che. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)

Im Jahr 1894 wur­de der Neu­markt umge­stal­tet und das Denk­mal muss­te an einen neu­en Stand­ort ver­setzt wer­den. Man ent­schied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Ver­ein für gedien­te Wehr­män­ner” zur Teil­nah­me an einer neu­en Pflan­zung einer Eiche am sel­ben Tag um 10:30 Uhr auf.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal um 1910 auf der Hardt. Stadt­ar­chiv Wup­per­tal, 2.11.2

Der genaue Stand­ort ist ein wenig schwer zu bestim­men, da die Hardt ja auch mehr­fach umge­baut und ver­än­dert wur­de. Auf jeden Fall erkennt man im Hin­ter­grund der Post­kar­te die Kirch­tür­me von Sankt Mari­en. Ruth Mey­er-Kahr­weg loka­li­siert das Denk­mal ober­halb des Suid­bert-Denk­mals, wel­ches wie­der­um auf dem heu­ti­gen Spiel­platz­be­reich der Alten Hardt stand.


Die Inschrif­ten der Säu­len lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alex­an­der
dem I.
Kaiser
aller
Reus­sen.”

Fried­rich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”

 “Zum Andenken
des IX.Novembers
MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
ver­bün­de­ten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft

Nach­dem das Denk­mal an sei­nem neu­en Stand­ort auf­ge­stellt wur­de, ergänz­te man, ohne dass sich heu­te ein Datum ermit­teln lie­ße, eine Tafel, wie auf dem fol­gen­den Foto zu erken­nen ist. Die Tafel exis­tiert nicht mehr.


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf der Hardt Samm­lung His­to­ri­sches Zen­trum, 010/9/15

Die Inschrift lautete:

Errich­tet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”

Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de die Eiche beschä­digt und muss­te ent­fernt wer­den, der Rest blieb zunächst erhal­ten, bis man das Denk­mal (in den 50er Jah­ren 1) wegen der Erwei­te­rung des Spiel­plat­zes demon­tier­te und auf dem Lager­platz auf der Hardt depo­nier­te.2


Das Drei-Kai­ser-Denk­mal 2011.
Am 13.Januar 1990 erin­ner­te Ulla Dah­men-Ober­bos­sel in der West­deut­sche Zei­tung an das Denk­mal und beklag­te, dass es auf der Hardt ver­gam­me­le. Ein bereits zwei­ein­halb Jah­re zuvor durch die WZ ange­reg­te Auf­stel­lung im Hof des His­to­ri­schen Zen­trums wur­de aus Platz­grün­den vom Gar­ten­amt abge­lehnt.3 Erst fünf Jah­re spä­ter konn­te die WZ einen neu­en Sach­stand ver­mel­den: am 4.März 1995 pflanz­te Minis­ter­prä­si­dent Johan­nes Rau einen neu­en Baum, der eben­so wie das Fun­da­ment des Denk­mals vom Bezirks­ver­band Gar­ten- u. Land­schafts­bau Ber­gisch Land gestif­tet wor­den war. Als Stand­ort bot das Gar­ten- und Forst­amt die ehe­ma­li­ge Kut­schen­auf­fahrt des Ber­gi­schen Hau­ses an. Minis­ter­prä­si­dent Rau bezeich­ne­te die Pflan­zung als “gute Tra­di­ti­on” und Bäu­me als “Sinn­bild des Lebens”. Das Pflan­zen von Bäu­men habe er in Isra­el gelernt, gleich­wohl war er froh, dass er ange­sichts der Grö­ße des Bau­mes die Pflan­zung nur sym­bo­lisch vor­neh­men muss­te. Die Ober­bür­ger­meis­te­rin Ursu­la Kraus freu­te sich über einen neu­en Anzie­hungs­punkt auf der Hardt, aller­dings fehl­ten noch 50.000 DM zur Sanie­rung der Säu­len.4 War­um die WZ in ihren Arti­keln 1995 den Baum hart­nä­ckig als Frie­dens­ei­che bezeich­net, ist unklar, die Moti­va­ti­on war 1814 ein­deu­tig ein Sym­bol der Frei­heit zu schaffen.
Wei­te­re vier Jah­re spä­ter konn­te die WZ end­lich die Ret­tung des Denk­mals berich­ten. Die Fir­ma Vor­werk & Co. schenk­te der Stadt zum 70jährigen Stadt­ju­bi­lä­um am 1.August 1999 die Restau­rie­rung der Säu­len in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst muss­te jedoch ein Rück­schlag ver­kraf­tet wer­den, Unbe­kann­te hat­ten im Früh­jahr 2000 die von Johan­nes Rau gepflanz­te Eiche zer­stört. Der Bezirks­ver­ein Gar­ten- u. Land­schafts­bau Ber­gisch Land stif­te­te erneut eine Eiche für das Denk­mal. Am 9.November 2000 — ent­spre­chend der his­to­ri­schen Tra­di­ti­on — wur­de das restau­rier­te Denk­mal vom Ober­bür­ger­meis­ter Hans Kre­men­dahl in Anwe­sen­heit des Stif­ters Dr.Jörg Mit­tels­ten Scheid (der per­sön­lich haf­ten­de Gesell­schaf­ter der Fir­ma Vor­werk & Co.) sei­ner Bestim­mung über­ge­ben.6 Am 15.November 2001 muss­te die WZ erneut ver­kün­den, dass die Eiche ersetzt wer­den muss­te, da man sie gefällt hat­te.7

Zur Neu­errich­tung wur­de auch eine neue Tafel ange­fer­tigt, die am Rand des klei­nen Plat­zes über das Denk­mal und sei­ne Geschich­te aufklärt:


Die neue Tafel unweit des Denkmals.

Die Inschrift lautet:

 “Drei-Kai­ser-Denk­mal
Die Freiheitseiche
Denk­mal der Eichen­ge­sell­schaf­tAm 9.November 1814 Jah­res­tag der Befrei­ung Elber­felds von der napo­leo­ni­schen Herr­schaft auf dem Neu­markt in Elber­feld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem stei­ner­nen Denk­mal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirks­ver­band Gar­ten- und Land­schafts­bau Ber­gisch Land unter der Schirm­herr­schaft  des Minis­ter­prä­si­den­ten von Nord­rhein-West­fa­len, Johan­nes Rau, als neu­er Baum gepflanzt.
Rekon­struk­ti­on des Denk­mals unter Ver­wen­dung der his­to­ri­schen Stein­frag­men­te mit einer gross­zü­gi­gen Spen­de der Fami­lie Mit­tels­ten Scheid anläss­lich des 70.Jahrestages der Grün­dung der Stadt Wup­per­tal im Jahr 1999 und Wie­der­eröff­nung des Denk­mals am 9.November 2000.”
[Es fol­gen die Inschrif­ten der vier Säulen.]
Im Dezem­ber 2011 wur­de bekannt, dass rus­si­sche Poli­ti­ker der Stadt ange­bo­ten haben, die Instand­set­zung des gesam­ten Denk­mals zu finan­zie­ren.8 Urhe­ber des Vor­schlags war das Wup­per­ta­ler Deutsch-Rus­si­sche Kul­tur­zen­trum “Applaus”.9  Laut Radio Wup­per­tal zwei­felt die Stadt aber am Wil­len, die Sanie­rung ent­spre­chend dem deut­schen Denk­mal­schutz-Richt­li­ni­en durch­zu­füh­ren.10 Ende Dezem­ber erklär­te die Ver­wal­tung zum Vor­ha­ben des rus­si­schen Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ten Gen­adj Kli­mow, dass kei­ne denk­mal­schutz­recht­li­chen Beden­ken vor­lä­gen. Aller­dings mahn­te man eine gründ­lich über­leg­te poli­ti­sche Ent­schei­dung an, schließ­lich besitzt eine Instand­set­zung die­ses Denk­mals, das drei auto­ri­tä­re Herr­scher ehrt, erheb­li­chen Sym­bol­cha­rak­ter — eben­so wie die Ableh­nung die­ses Vor­schlags.11 Ergän­zung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stell­te die Kom­mis­si­on der Kul­tur des Erin­nerns fest:

Dr. Ill­ner erläu­tert die his­to­ri­sche Aus­gangs­si­tua­ti­on des Drei-Kai­ser-Denk­mals. Wie ande­re Denk­mä­ler sei auch das Drei-Kai­ser-Denk­mal auf der Hardt als Hin­weis auf die Macht des rus­si­schen Zaren zu ver­ste­hen. Aus sei­ner Sicht ist es frag­lich, das Denk­mal in sei­nen ursprüng­li­chen Zustand zurück­zu­ver­set­zen. Auf­grund einer Restau­rie­rung des Denk­mals vor acht Jah­ren mit Unter­stüt­zung von Dr. Mit­tels­ten Scheid befin­det es sich in einem gepfleg­ten Zustand. Eine Hin­weis­ta­fel zur Bedeu­tung des Denk­mals ist vorhanden.
Die Kom­mis­si­on ist sich einig, dem Anlie­gen der Initia­to­ren nicht zu entsprechen.”
12


Im Juni 2012 fand auf Ein­la­dung des Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Kul­tur­fo­rums im Deutsch-Rus­si­schen Kul­tur­zen­trums “Applaus” eine Podi­ums­dis­kus­si­on zur Fra­ge der Restau­rie­rung des Denk­mals statt. Teil­neh­mer waren der Lei­ter des His­to­ri­schen Zen­trums, Dr. Ill­ner, der Wup­per­ta­ler His­to­ri­ker Micha­el Oko­ry, Lud­mil­la Guti­na, die Geschäfts­füh­re­rin von “Applaus”, Jew­ge­nij Schma­gin, Gene­ral­kon­sul der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on in Bonn und der SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Rein­hard Grätz. Wäh­rend Schma­gin und Guti­na die rus­si­sche Initia­ti­ve als Bei­trag zur deutsch-rus­si­schen Völ­ker­ver­stän­di­gung  und eine Erin­ne­rung an deutsch-rus­si­sche Gemein­sam­keit (der Kampf gegen Napo­le­on) ver­stan­den wis­sen woll­ten, lehn­ten die His­to­ri­ker Okroy und Ill­ner die Ein­mi­schung Russ­lands in eine Denk­mal der Elber­fel­der Bür­ger­schaft ab. Außer­dem ver­deut­li­che der jet­zi­ge Zustand die wech­sel­vol­le Geschich­te des Denk­mals und der Stadt und eben­so die Geschich­te der deutsch-rus­si­schen Bezie­hun­gen.13
Im Juli 2012 beton­te Lud­mil­la Guti­na noch ein­mal den Wil­len, das Denk­mal mit Hil­fe von Spen­den, unter ande­rem aus Russ­land, zu restau­rie­ren, da es ein­zig­ar­tig in Euro­pa sei. Im Vor­der­grund ste­he das Geden­ken an die Befrei­ung Elber­felds von den Fran­zo­sen und nicht das Geden­ken an die Mon­ar­chen. Die Moti­va­ti­on der rus­si­schen Initia­ti­ve, die das Kul­tur­zen­trum ver­trat, sei die Erin­ne­rung an die Rus­si­sche Geschich­te.14
Im Novem­ber 2012 star­te­ten dann 15 Wup­per­ta­ler Bür­ger einen neu­en Auf­ruf zur Restau­rie­rung des Denk­mals, unter ihnen die His­to­ri­ker Klaus Goe­bel, Ruth Mey­er-Kahr­weg und der ehe­ma­li­ge Kul­tur­de­zer­nent Heinz Theo­dor Jüch­ter. Idea­ler­wei­se soll­te die Restau­rie­rung des Bür­ger­denk­mals von den Wup­per­ta­ler Bür­gern auch finan­ziert wer­den.15
Am 28. Novem­ber 2012 beschloss über­ra­schen­der Wei­se der Kul­tur­aus­schuss der Stadt auf einen am sel­ben Tag ein­ge­reich­ten Antrag der CDU und der SPD, dass die Ver­wal­tung das Denk­mal restau­rie­ren soll­te und die Finan­zie­rung dafür ver­trag­lich mit der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on geklärt wer­den soll­te. Begrün­det wur­de der Antrag damit, dass die Hardt-Anla­ge als Gar­ten­denk­mal ins Euro­päi­sche Gar­ten­netz­werk auf­ge­nom­men wur­de und dabei auch das Denk­mal als eines der ältes­ten in Deutsch­land eine Rol­le gespielt habe. Die­se Sach­ver­hal­te sei­en der Kom­mis­si­on für die Kul­tur des Erin­nerns bei ihrer gegen­tei­li­gen Ent­schei­dung nicht bekannt gewe­sen.16
Im Okto­ber 2013 berich­te­te die West­deut­sche Zei­tung, dass Gaz­prom Ger­ma­nia 70.000 € für die Restau­rie­rung des Denk­mals zur Ver­fü­gung stel­le. Den Kon­takt her­ge­stellt habe der Duma-Abge­ord­ne­te Vla­di­mir Sche­mya­kin. Obwohl damit augen­schein­lich die 71.000 € teu­re Sanie­rung des Denk­mals bis zum 200. jäh­ri­gen Jubi­lä­um des Denk­mals am 9. Novem­ber 2014 erfol­gen könn­te, sah Lud­mil­la Guti­na eine Finan­zie­rungs­lü­cke, da man die “dile­tan­ti­sche” Teil­re­stau­rie­rung aus dem Jahr 2000 kor­ri­gie­ren müs­se, um eine ori­gi­nal­ge­treue Wie­der­her­stel­lung zu errei­chen.17

Ergän­zung vom 15. Novem­ber 2014
Die für den 9. Novem­ber 2014 geplan­te Ein­wei­hung wur­de auf­grund eines Beschlus­ses des Ältes­ten­ra­tes des Stadt­ra­tes ver­scho­ben. Grund hier­für war die Ankün­di­gung des rus­si­schen Bot­schaf­ters aus Ber­lin anrei­sen zu wol­len, was vor dem Hin­ter­grund des wei­ter schwe­len­den, undurch­sich­ti­gen Ukrai­ne-Kon­flikts für pro­ble­ma­tisch gehal­ten wur­de. “Es sah so aus, als ob das eine groß­rus­si­sche Ver­an­stal­tung wer­den könn­te”, sagt Kul­tur­de­zer­nent Mat­thi­as Nocke der Süd­deut­schen Zei­tung.18 “Ich wün­sche mir, dass Russ­land zu einer inne­ren Sou­ve­rä­ni­tät zurück­fin­det, die es ihm gestat­tet, die äuße­re Sou­ve­rä­ni­tät und ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät sei­ner Nach­barn zu ach­ten”, äußer­te Nocke gegen­über der WZ. Andern­falls gibt es dem­nach kei­ne Ein­wei­hungs­fei­er mit dem rus­si­schen Bot­schaf­ter.19 Die­ser beschwer­te sich dar­auf­hin bei der nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­re­gie­rung, die die­sen Brief nach Rück­spra­che mit der Stadt­ver­wal­tung beant­wor­te­te. Die Ent­hül­lung erfolg­te nun am 9.11 infor­mell, die Arbei­ten sind abge­schlos­sen. Eine Ein­wei­hung wird es erst 2015 geben — wenn über­haupt.20

Ergän­zung vom 16. Febru­ar 2015
So sieht das reno­vier­te Denk­mal aus.


Win­ter auf der Hardt
Blick von der ande­ren Seite.
Inschrift für Alex­an­der I.

Ergän­zung vom 3. Janu­ar 2017:
Am 18. Novem­ber 2017 wur­de eine Infor­ma­ti­ons­ste­le gegen­über dem Denk­mal ein­ge­weiht. Sie erklärt die Geschich­te des Denk­mals und sei­ner Restau­rie­rung. Finan­ziert wur­de sie von der Spar­kas­se. Damit wur­de der Streit um das Denk­mal in Anwe­sen­heit des rus­si­schen Gene­ral­kon­suls und in Abwe­sen­heit des Ver­eins Applaus e.V. abge­schlos­sen. “Erin­nern ist gar nicht so ein­fach”, erklärt Ste­fan Seitz von der Wup­per­ta­ler Rund­schau.21


Reno­vier­tes, besprüh­tes Denk­mal mit Ergän­zungs­ta­fel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)

Die Ste­le, mit QR-Code für mehr­spra­chi­ge Übersetzung.