Der Verein Farbfieber e.V. und Klaus Klinger riefen unter der Schirmherrschaft der UNESCO 1998 dazu auf, in aller Welt mit öffentlichen Wandbildern Visionen und Vorstellungen für das Zusammenleben in einer Welt im nächsten Jahrtausend sichtbar zu machen. Der Aufruf erklärt:
“Die Agenda 21, von der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro beschlossen, ist Thema dieser internationalen Aktion. Erstmals stellt sie den Zusammenhang zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem her. Sie fordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in globalen und lokalen Aktionen, um die Situation auf der Erde zu verbessern. […]
In diesem Kontext steht unser Aufruf. An vielen Orten auf der Erde sollen Künstlern ihre Visionen eines zukünftigen Lebens auf unserem Planeten in öffentliche Wandbilder umsetzen. Wandbilder deshalb, weil sie permanent öffentlich sind und viele Menschen auffordern sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Aufgerufen zur Mitarbeit sind Künstler aus allen Kontinenten, Umwelt- und Solidaritätsgruppen, Initiativen, Kinder- und Jugendgruppen um ein gemeinsames Zeichen zu setzen für eine lebenswerte Zukunft.“1
Das Wandbild.
In Wuppertal schufen im September 2010 an der Simonsstraße die Künstler Jullissa Moncada Lopez und Jorge Morales Leclear aus der nicaraguanischen Partnerstadt Matagalpa und Heinz Velten, Peter Otto Kuhn und Andreas Junge aus Wuppertal ein solches Wandbild. Es zeigt den Gegensatz von Technik und Natur und typische Stadtansichten von Wuppertal und Matagalpa. Als am 11. Februar 2001 der Bürgermeister von Matagalpa, Sadrach Zeledon Rochas, zu einem Besuch in Wuppertal war, wurde eine Gedenktafel am Haus angebracht und eingeweiht. Im selben Jahr schufen die gleichen Künstler in Matagalpa ein weiteres Wandbild. Dieses zeigt je ein Gedicht von Rubén Darío, dem nicaraguanischen Nationaldichter und von Else-Lasker-Schüler, einen Wassertropfen als Symbol für das Leben und Felszeichnungen aus der Nähe von Matagalpa. Außerdem werden die Produkte von Matagalpa und Nicaragua, die nationale Blume und der nationale Vogel gezeigt. In den Bildern der Kaffeepflanzungen sind Kinderzeichnungen versteckt, die die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ausdrücken. Ganz oben finden sich die Köpfe von Augusto Cesar Sandino, Carlos Fonseca, Friedrich Engels und einer indianischen Göttin.2
Im Dezember 2000 stellte man im Rathaus Barmen die Skulptur “Das zerbrochene Herz” auf, mit der die 2012 verstorbene Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees an die Dichterin Else Lasker-Schüler erinnerte. Das zerbrochene Herz symbolisiert die drei Begriffe Trauer, Exil und Poesie, die das Wesen und Leben Else Lasker-Schülers beschreiben. Sie mahnt vor der von Nationalsozialisten verordneten Wortlosigkeit durch erzwungene Emigration und Bücherverbrennung, erinnert an das literarische Schaffen Lasker-Schülers, ihre Wegbegleiter und ihre Kindheit in Elberfeld. Die 1,65 m hohe Stele wurde der Stadt Wuppertal vom Ronsdorfer Unternehmer Enno Springmann gestiftet. Nachdem sie zunächst im Eingang des Barmer Rathauses eine Heimat gefunden hatte, sollte sie zur Spielzeit 2001/2002 ins Schauspielhaus umziehen.1
Auf den Herzteilen finden sich Wort und Motive aus Lasker-Schülers Werken.
Im Juni 2014 zog die Skulptur dann vom Opernhaus in das Rathaus Elberfeld. Enno Springmann hatte darum gebeten, da er der Meinung war, dass im Opernhaus zu wenig Betrachter “Das zerbrochen Herz” sehen konnten. Nun steht sie auf dem ersten Treppenabsatz gegenüber dem Haupteingang.2
Die Inschrift
Das zerbrochene Herz
Bronze-Stele von Ulle Hees
zur Erinnerung an die Dichterin Else Lasker Schüler
Geb. 1869 in Wuppertal, Gest. 1945 in Jerusalem
Geschenk der Enno- und Christa Springmann-Stiftung
an die Stadt Wuppertal, Dezember 2000
Am 8. Juli 2000 kompletierte eine alte Achse der Kölner Straßenbahn das Gedenken an die Langerfelder Straßenbahn an der Ecke Schwelmer Straße/ In der Fleute. Zusammen mit einer mutmaßlich schon 1999 aufgestellten Gedenktafel und einem Stück Kopfsteinpflaster mit Originalschienen erinnert sie seitdem an die 88jährige Geschichte des Schienenverkehrs zwischen Schwelm und Barmen durch Langerfeld.
Die Gedenktafel.
Die Gedenktafel erklärt unter einem Bild einer Straßenbahn mit Lyra-Stromabnehmer schlicht:
“Zur Erinnerung an die von
1897 bis 1985
verkehrende Straßenbahn
von Barmen nach Schwelm.
Den Bürgern Langerfelds 1999
Bürgerverein Langerfeld e.V.
Am 1. September 1897 fuhr die erste Straßenbahn der Linie Barmen — Langerfeld — Schwelm, sie erhielt 1905 die Liniennummer 5. 1907 wurde sie bis Milspe verlängert, 1928 fuhr sie als Linie 8. Ab 1948 fuhr auch die Linie 18 zwischen Schwelm und Sonnborn. 1968 begann dann der schrittweise Niedergang, zunächst durch die Kappung des Astes nach Schwelm und die Einrichung der Wendeanlage an der Dieselstraße. Von hier fuhr nun die Linie 1 nach Wieden, später Linie 11 zum Gabelpunkt am Briller Kreuz. Die Linie 8 verkehrt indes bis zum Klinikum Barmen. 1980 erhielten die Linien dann die Nummern 608 und 611.
Die Kölner Achse.
Im Juni 1985 fuhr die letzte Straßenbahn durch Langerfeld, die nun durch Busse ersetzt wurde. “Es war falsch, den Betrieb der umweltfreundlichen Straßenbahn 1985 einzustellen”, erklärte CDU Bundestagsabgeordnete Ursula Lietz bei der Enthüllung der Straßenbahnachse.1
Das 950-Jahre-Cronenberg-Schild, schon deutlich ausgeblichen, an der Hahnerberger Straße.
Im Jahr 2000 feierte man in Wuppertals südlichstem Stadtteil Cronenberg die erste bekannte Erwähnung des Ortes als “Cronberga” in den Registern des Stifts Werden an der Ruhr.1 Drei Tage lang feierte man ebenso den 400. Jahrestag des Sensenprivilegs, das einen wichtigen Schritt zur Selbstständigkeit und wirtschaftlichen Entwicklung darstellt.2 Die geplante Aufstellung von vier Schildern an den Ortseingängen mit der stolzen Darstellung des Wappens und des Alters des Stadtteils verzögerte sich allerdings bis zum Ende des Jahres. Die Gelder hierfür stellte die Bezirksvertretung auf Vorschlag des Vorsitzenden der CDU, Gerd Weisbeck, zur Verfügung.3
An der Rhönstraße ist es besser zu erkennen: Das Wappen zeigt in silbernem Schilde mit sandsteinfarbener Mauerkrone den auf grünem Berg stehenden blau bekrönten, blauzüngigen und blau bekrallten roten Bergischen Löwen mit der Sense in den Pranken.
Am 23. August 2000 wurde hinter der Stadthalle dem Skulpturenpark Johannisberg ein weiteres Element hinzugefügt: Der Anröchter Dolomit des Bildhauers Ulrich Rückriem. Die vier Tonnen schwere Steinskulptur aus Mineralgestein kommt eher unscheinbar daher und wirkt ein wenig, als hätte man sie vergessen wegzuräumen oder als hätte sie einst als Gedenkstein gedient. In der Tat, so äußerte sich die damalige Leiterin des Von der Heyft-Museums, Dr. Sabine Fehlemann, sei “der Stein als solcher dargestellt”. Minimalistsiche Strenge erkannte die WZ am Tag der Einweihung, einen Felsen, der durch Geometriserung eine Erhabenheit erlangt habe und ganz bei sich sei und nur wenig Botschaft aussende. Mit Hilfe der Erklärungen von Dr. Sabine Fehlemann wurden weitere Details des Stein freigelegt: Er schimmere nicht grau, sondern grün und rötlich, er sei in vier Teile gespalten und dann wieder zusammengesetzt worden, das Ergebnis des brachialen Bohrens, Sprengen und Sägens sei stille Eleganz. Gestiftet wurde die Skulptur vom Wuppertaler Rotary- und Lions-Club sowie dem Kunst- und Museumsverein.1
In unmittelbarer Nähe steht die wenige Wochen zuvor eingeweihte Skulptur 229,5° arc x5
Es sind fünf Ringe, aus denen die am 21. Juni im Garten der Stadthalle aufgestellte Stahlskulptur besteht. Doch sie alle vollenden den Kreis nicht, sondern zeigen statt 360 nur 229,5 Grad. Daher hat sie ihren etwas kryptischen Namen: 229,5° arc x5. Geschaffen wurde sie vom französischen Bildhauer und künstlerischem Tausendsasssa Bernar Venet, gestiftet wurde sie von Dr. Jörg Mittelsten Scheid. An ihn richtete sich der Dank des Oberbürgermeisters Dr. Hans Kramendahl im Namen der Stadt Wuppertal am Tag der Einweihung.1
Die Skulptur.Das Kunstwerk trägt seinen Namen selbst.
Als am 1. Dezember 2000 im Polizeipräsidium die Gedenktafel für den Polizeibeamten Paul Kreber feierlich eingeweiht wurde, wurde am gleichen Tag im selben Flur eine Gedenktafel der Öffentlichkeit übergeben, die an drei im Dienst getötete Polizisten erinnert. Die Tafel ist das Ergebnis von Kritik aus Reihen der Polizei an der Anbringung von zwei mahnenden Gedenktafel zur NS-Zeit, ohne dass die nähere Vergangenheit der Polizeiarbeit mit einem Erinnerungszeichen berücksichtigt wurde.1
Die Gedenktafel für im Dienst getötete Polizisten. Leider ist aufgrund der Ausführung in Glas und der Lichtsituation die Qualität der Bilder nicht optimal.
Die Gedenktafel aus Glas in Form eines querliegenden Kreuzes wurde wie die Gedenktafel für Paul Kreber vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, dem Eigentümer des Polizeipräsidiums, gestaltet und finanziert. Sie zeigt unter der Inschrift:
“Sie wurden in Ausübung ihres Dienstes Opfer von Gewalttaten”
drei Fotografien der Beamten, ihre Unterschrift, den Namen, das Geburts- und Todesdatum. Von links nach rechts wird so diesen drei Kollegen gedacht:
Karl Sewing 13.06.1912 — 08.11.1965.
Der 54jährige Polizeimeister Karl Sewing wurde am 8. November 1965 in Remscheid getötet, als er und sein Kollege, der den Streifenwagen fuhr, um 5 Uhr morgens einen Mann stellten, nach dem sie zwei Schüsse gehört hatten. Als Sewing den Mann mit vorgehaltener Dienstwaffe aufforderte, seine Pistole niederzulegen, schoss der “schwer vorbestrafte Kriminelle” durch das Fenster fünf bis siebenmal2 auf den Polizisten, der im städtischen Klinikum3 starb.4 Die Tat geschah an der Einmündung der Straße “Zum Greuel” auf die Lenneper Straße.5 Einen Tag später wurde der flüchtige 30jährige Täter festgenommen und Haftbefehl erlassen. Die Obduktion des Leichnams Sewings ergab, dass zwei der drei Schüsse, die ihn trafen tödlich waren, einer drang ins Herz ein, der andere traf die Brustschlagader.6
Horst Fiedler 04.05.1953 — 24.04.1999
Der 45jährige Kriminalhauptkommissar Horst Fiedler war Rauschgiftfahnder und wurde am 24. April 1999 in Solingen Aufderhöhe bei einer Festnahme erschossen. Er leitete an diesem Tag die Observation eines 49jährigen Dealers und die anschließende Festnahme. Ohne Vorwarnung eröffnete der Verdächtige durch die geschlossene Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus das Feuer auf die Beamten. Horst Fiedler brach tödlich getroffen zusammen, ein 35jähriger Kollege wurde angeschossen, konnte das Feuer aber noch erwidern. Der Täter flüchtete trotz eines Oberschenkelsteckschusses über den Balkon. Eine Großfahndung wurde ausgelöst. Der Verdächtige flüchtete zunächst in eine 150m entfernte Garage und erzwang am Abend mit Waffengewalt Zutritt zu einem Haus und nahm die Bewohnerin als Geisel, ließ sie aber später frei. Am Mittag des folgenden Sonntags wurde er von den Beamten des SEK überwältigt und festgenommen. Horst Fiedler hinterließ zwei Kinder.7
Kirsten Späinghaus-Flick 28.07.73 — 27.02.2000
Die 26jährige Polizeiobermeisterin8 Kirsten Späinghaus-Flick wurde am 27.Februar 2000 bei einem Beziehungsstreit zwischen einem 27jährigen Mazedonier und seiner Frau getötet. Die Ehefrau des Täters hatte die Polizei von einer Telefonzelle um Hilfe gerufen.9 Beim Eintreffen der Polizei war die Frau verschwunden. Bei Kontrolle eines BMW an der Ecke Albert-Thaer-Straße/Röntgenstraße trafen die Polizisten auf den Ehemann, ohne dies zu wissen. Der Täter riss die Fahrertür von Späinghaus-Flick auf und attackierte die Polizistin mit einem 30cm langen Messer. Der Beamte auf dem Beifahrersitz sprang aus dem Wagen und stoppte den Täter mit einem Schuss in den Oberschenkel, nachdem dieser der Aufforderung, das Messer abzulegen nicht nachgekommen war. Späinghaus-Flick, deren Ehemann ebenfalls bei der Remscheider Polizei arbeitete, verstarb kurze Zeit später an ihren Verletzungen.10 Am 2.März 2003 fand unter großer Anteilnahme die Bestattung in Lennep statt, über 1000 Polizisten gaben der getöteten Kollegin das letzte Geleit, auch NRW-Innenminister Fritz Behrens nahm an der Trauerfeier teil.11
Am Tatort erinnert ein einfaches Holzkreuz an den Tod der jungen Polizistin, für das Schüler des benachbarten Röntgen-Gymnasiums die Patenschaft für die Pflege des Kreuzes übernommen haben.12 Am 27.Februar 2003 wurde im Foyer der Polizeiinspektion Remscheid eine Gedenktafel für Kirsten Späinghaus-Flick und Karl Sewing eingeweiht. Ein Foto von ihr findet sich auf www.corsipo.de13
Dieser Eintrag wurde am 4. Juli 2012 mit Hilfe einer neuen Quelle (Michael Okroy, „… 8 Zigeunerfamilien aus der Siedlung abgeholt.“ Bruchstücke einer Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma aus Wuppertal, in: Karola Frings und Ulrich F. Opfermanmn (Hg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen 1933–1945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012, S. 279–300.) überarbeitet. In dieser finden Interessierte auch Informationen zur Quellenproblematik.
Am 1. Dezember 2000 wurde im Polizeipräsidium Wuppertal eine gläserne Gedenktafel für den Polizeibeamten Paul Kreber eingeweiht. Jener hatte in der Zeit des Nationalsozialismus die Sinti-Familie Weiss und weitere Sintis vor der Deportation gerettet.1
Gedenktafel für den Polizisten Paul Kreber.
Paul Kreber wurde am 10. April 1910 im lothringischen Diedenhofen geboren und absolvierte von 1919 bis 1924 die katholische Volksschule in Barmen.2 Anfang der 1930er Jahre fand er eine Anstellung bei der Reichspost in der neuen Stadt Wuppertal, zuvor hatte einen mehrjährigen Militärdienst abgeleistet. Später (1939, 3) bewarb er sich bei der Polizei und wurde als Kriminal-Assistent-Anwärter eingestellt und 1941 als Beamter in den Erkennungsdienst übernommen. Hier wurde ihm die Überwachung und Kontrolle der in der NS-Ideologie als “rassische minderwertig” angesehenen Sinti und Roma zugeteilt, die damals noch allgemein “Zigeuner” genannt wurden.4
Die Familie Weiß war im Jahr 1939 aus Gelsenkirchen nach Wuppertal gekommen, wo Hugo Weiss direkt eine Anstellung fand und die jüngeren Söhne einen katholischen Kindergarten besuchten. Der neunjährige Paul Weiß absolvierte erfolgreich die Aufnahmeprüfung am Barmer Konservatorium. Die Herkunft der Familie als Sinti war nicht offensichtlich. Die Familien Weiss und Kreber lebten zunächst in der Nachbarschaft und so trafen sich Margarethe Kreber und Antonie Weiß zufällig beim Einkaufen. Hugo Weiss entschloss sich, zur Sicherung des Überlebens seiner Familie sich mit dem für “Zigeunerangelegenheiten” zuständigen Kommissar “anzufreunden”. Aus dieser gezielten und zweckdienlichen Kontaktaufnahme erwuchs eine freundschaftliche Beziehung.5
Im Dezember 1942 befahl Reichsführer-SS Himmler die Deportation der noch im Reich befindlichen Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Am 3. März 1943 kam dieser Befehl in Wuppertal zur Ausführung und neun Familien wurden per LKW aus städtischen Notunterkünften ins Gefängnis am Bendahl gebracht und von dort zum Bahnhof. Familie Weiss mit den Söhnen Paul, Johann, Arnold, Rigobert und Helmut war allerdings von der Deportationsliste gestrichen worden — vermutlich von Paul Kreber, der auch eine andere Familie warnte, sodass sie untertauchen konnte und anderen Ausländerpässe für das besetzte, aber weniger gefährdete Frankreich verschaffte.6 Kreber stellte den Weiss’ ein gutes Leumundszeugnis aus, sodass man sich in Berlin dazu entschied, statt einer Deportation eine Zwangssterilisation durchzuführen. Die Bombenangriffe auf Wuppertal im Mai und Juni 1943 verhinderten dies jedoch. Antonie Weiss wurde mit den Kindern nach Thüringen evakuiert, während Hugo weiter in der kriegswichtigen Firma Espenlauhb arbeitete.7 Paul Kreber wurde ausgebombt und ließ sich nach Metz versetzen, wohin er die siebenköpfige Familie Weiss nachholte und ihnen eine Wohnung und eine Arbeit im einem Wanderzirkus verschaffte.8 Nach einer Denunziation wurde Hugo und Antonie Weiss von Kriminalpolizei verhaftet und in einem Straßburger Krankenhaus zwangssterilisiert.9 In den Kriegswirren verlor man sich aus den Augen — Paul Kreber wurde nach Wuppertal zurückversetzt — und traf sich 1946 wieder. Familie Weiss hatte fast alle Verwandte in Ausschwitz verloren.10 Die Familien sind bis heute eng befreundet11 und so ist es kein Wunder, dass Helmut, Paul und Johann Weiss bei der Einweihung der Gedenktafel zugegen waren und zusammen für Onkel Paul auf Geige, Klavier und Akkordeon musizierten.12
Auch nach dem Krieg setzte sich Paul Kreber unter anderem in Wiedergutmachungsverfahren für Sinti und Roma ein. 1966 schied er krankheitsbedingt aus dem Polizeidienst aus.13 Unter den Kollegen hatte er aufgrund seines freundschaftlichen Umgangs mit den Sinti und Roma den Spitznamen “Zigeuner Paul”, den er bereits zur NS-Zeit erhalten hatte, sodass der Mut dieses Mannes noch einmal höher einzuschätzen ist, da er sicherlich genau beobachtet wurde. 1988, ein Jahr vor seinem Tod, erhielt Paul Kreber auf Bestreben der Familie Weiss und des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma das Bundesverdienstskreuz für seinen Mut, die innerhalb des NS-Verfolgungsapparates vorhandenen Spielräume für humanes Handeln auch zu nutzen.14 Nachdem er lange Jahre in Beyenburg gelebt hatte, zog er 1984 an den Bodensee, wo er 1989 verstarb und in Wuppertal in Vergessenheit geriet.15
Als aber im Sommer 2000 eine Welle rechtsradikaler und rassistischer Gewalt einsetzte, begann man sich für Beispiele von Zivilcourage zu interessieren.16 Der Wuppertaler Historiker Michael Okroy, Mitarbeiter der Begegnungsstätte Alte Synagoge, war bereits auf die Taten von “Onkel Paul” aufmerksam gemacht worden und initiierte nun die Stiftung einer Gedenktafel im Polizeipräsidium.17
Zur Einweihung erschienen nicht nur, wie bereits erwähnt, die Brüder Helmut, Johann und Paul Weiss, sondern auch Paul Krebers Tochter, die mit den Brüdern Weiss befreundet ist und Krebers Enkelin, sowie Michael Okroy, Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl und der Hausherr, Polizeipräsident Klaus Koehler. Neben dem musikalischen Andenken erinnerte Johann Weiss in einer Ansprache an Paul Kreber.18
Die Gedenktafel von vorne.
Die Gestaltung der Gedenktafel oblag dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW, der auch die Kosten hierfür als Eigentümer des Gebäudes übernahm. Das Foto stammt von der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die auch die Inschrift verfasste.19 Die Gedenktafel besteht aus Glas und zeigt ein stilisiertes Kreuz aus einer einfachen waagerechten Linie und einer senkrechten Doppellinie. Oben links ist ein Foto Paul Krebers zu sehen, darunter sein Name und das Geburts- und Sterbejahr. Unten rechts findet sich die Inschrift:
Die Inschrift.
“Paul Kreber
war von 1940 bis 1943
beim Erkennungsdienst der
Kriminalpolizei im
Polizeipräsidium Wuppertal
tätig.
Unter Einsatz seines Lebens
und des seiner Familie be-
wahrte er im Frühjahr 1943
mehrere Wuppertaler Sinti-
Familien vor der Deportation
in das Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau, indem er
Befehle nicht ausführte, Ver-
stecke beschaffte und den
Verfolgten zur Flucht ver-
half.
1988 wurde Paul Kreber auf
Vorschlag des Zentralrats
der deutschen Sinti und Roma
das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Sein ausserordentlich mutiges
Handeln soll uns allen zum
Vorbild für Zivilcourage und
Menschlichkeit dienen.”
Am selben Tag wurde im gleichen Flur eine Gedenktafel für im Dienst gestorbene Polizisten der Öffentlichkeit ohne Zeremonie übergeben. Sie ist eine Reaktion auf Kritik aus den Reihen der Polizei, dass nun zwei Tafeln an die NS-Zeit erinnern und mahnen, aber die jüngere Geschichte der Polizisten vergessen werde.
Am 31.Oktober 1997 vollendete Oberbürgermeister Hans Kremendahl das “Offene Quadrat II”. Diese Installation auf dem Willy-Brandt-Platz in Elberfeld erinnert an 41 (1997 nur 37) Menschen, die in Wuppertal, Solingen und Remscheid an AIDS gestorben sind. Initiiert hatte das Projekt “Namen und Steine” 1992 die Deutsche AIDS-Stiftung in Bonn zusammen mit dem Künstler Tom Fecht.1 Zum 10jährigen Bestehen der Wuppertaler AIDS-Hilfe entschloss sich der Verein diese Installation auch nach Wuppertal zu holen. Oberbürgermeister Kremendahl hatte die Schrimherrschaft übernommen, über 40 Privat-und Geschäftsleute ermöglichten mit ihren Spenden und ihrer Arbeitskraft die Ausführung des Projekts.2
Die Inschrift auf einem Stein: “Mémoire nomade/ Namen und Steine/ Wuppertal 1997”
Zusammen mit den Angehörigen setzte der Oberbürgermeister den letzten Stein und erklärte, das die Form des Gedenkens den Verstorbenen würdig sei. Er versprach sich weiter für die Betroffenen und die Beseitigung der Missstände bei der ambulanten und stationären Versorgung einzusetzen. Michael Jähme von der Wuppertaler AIDS-Hilfe bedankte sich bei den Unterstützern dafür, dass das Projekt durchgeführt werden konnte.3 Im Oktober 2000 wurden vier weitere Steine dem Denkmal hinzugefügt. 4
Metallplakette am Denkmal.
Eine kleine metallene Plakette erklärt die Installation:
“Offenes Quadrat II
Wuppertal 1997
Diese Installation erinnert an Menschen,
die an AIDS verstorben sind.
Sie ist Teil des Projektes
“Denkraum NAMEN und STEINE”
der Deutschen AIDS_Stiftung Bonn und
des Künstlers Tom Fecht.
AIDS-Hilfe Wuppertal e.v.
Diese Tafel wurde von der Bayer AG finanziert.”
Am 9. November 1814 wurde auf dem Elberfelder Neumarkt eine Eiche gepflanzt, die daran erinnern sollte, dass genau ein Jahr zuvor die Stadt von der napoleonischen Herrschaft befreit worden war. Dem vorausgegangen war ein Aufruf “zahlreicher ächt deutsch gesinnter Männer” im Niederrheinischen Anzeiger (Nr. 37 vom 2.November 1814), einer Beilage der Provinzial-Zeitung Elberfeld. In dem Aufruf wurden die stolzen Gefühle der wiedergewonnen deutschen Freiheit beschworen. Die aufrufenden Männer konnten “unmöglich umhin, den Wunsch, der in ihrer Seele ruht, laut auszusprechen, daß man doch auch hier zum ewigen Andenken der rettenden Schlacht bei Leipzig ein Denkmal stiften möchte[…]”. Dieses Denkmal sollte um die zu pflanzende Eiche entstehen, weswegen das Denkmal auch den Namen “Freiheitseiche” trägt. Auf vier Quadersteinen sollten die drei verbündeten Mächte geehrt und der Grund der Errichtung erklärt werden. Der Oberbürgermeister Brüning stimmte in der nächsten Ausgabe am Folgetag der Errichtung zu und regte an, dem Denkmal eine “Fontaine” hinzuzufügen, da für klares, helles Wasser auf dem Marktplatz ein dringendes Bedürfnis bestand. Schließlich überlegte man einen Tag später sogar, heilendes Mineralwasser zuzuführen und so “siechen Körpern” Genesung zu verschaffen. Doch zunächst wurde die Eiche gepflanzt.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf dem Neumarkt, vor dem 21.6.1894, an dem der Düsseldorfer Hof (das Haus an der rechten Seite hinter dem der Schornstein zu sehen ist) abgerissen wurde. Sammlung Historisches Zentrum, 010/7/2
Am 3.Januar 1815 gründeten dann 46 Männer mit “ächt deutscher Gesinnung” die Eichengesellschaft und begannen mit der Planung des Denkmals. Am 29.August 1817 konnte der Grundstein gelegt werden, am 26.September erklärte der König seine Zustimmung zu dem Denkmal und am 9.November 1817 fand die Einweihung statt.
Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts vor 1894. Links vom Mittelpunkt des Bildes die Friedenseiche und ihre Einhegung. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)Postkarte mit der Ansicht des Neumarkts aus einer anderen Perspektive vor 1894. Im Zentrum die Friedenseiche. (Bild ergänzt am 9. Juli 2018)
Im Jahr 1894 wurde der Neumarkt umgestaltet und das Denkmal musste an einen neuen Standort versetzt werden. Man entschied sich für die Alte Hardt. Am 9.November 1894 rief der “Hülfs-Verein für gediente Wehrmänner” zur Teilnahme an einer neuen Pflanzung einer Eiche am selben Tag um 10:30 Uhr auf.
Das Drei-Kaiser-Denkmal um 1910 auf der Hardt. Stadtarchiv Wuppertal, 2.11.2
Der genaue Standort ist ein wenig schwer zu bestimmen, da die Hardt ja auch mehrfach umgebaut und verändert wurde. Auf jeden Fall erkennt man im Hintergrund der Postkarte die Kirchtürme von Sankt Marien. Ruth Meyer-Kahrweg lokalisiert das Denkmal oberhalb des Suidbert-Denkmals, welches wiederum auf dem heutigen Spielplatzbereich der Alten Hardt stand.
Die Inschriften der Säulen lauten:
“Franz
dem I.
Kaiser
von
Oesterreich”
“Alexander
dem I.
Kaiser
aller
Reussen.”
“Friedrich
Wilhelm
dem III.
König
von Preussen.”
“Zum Andenken
des IX.Novembers MCCCXIII
des Einzugstages
der ersten
verbündeten
Truppen
Errichtet
von der
Eichen
Gesellschaft
Nachdem das Denkmal an seinem neuen Standort aufgestellt wurde, ergänzte man, ohne dass sich heute ein Datum ermitteln ließe, eine Tafel, wie auf dem folgenden Foto zu erkennen ist. Die Tafel existiert nicht mehr.
Das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt Sammlung Historisches Zentrum, 010/9/15
Die Inschrift lautete:
Errichtet
auf dem Neumarkt
A.D.1817
————
Übergeführt
nach der Hardt
im November
1894”
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Eiche beschädigt und musste entfernt werden, der Rest blieb zunächst erhalten, bis man das Denkmal (in den 50er Jahren 1) wegen der Erweiterung des Spielplatzes demontierte und auf dem Lagerplatz auf der Hardt deponierte.2
Das Drei-Kaiser-Denkmal 2011.
Am 13.Januar 1990 erinnerte Ulla Dahmen-Oberbossel in der Westdeutsche Zeitung an das Denkmal und beklagte, dass es auf der Hardt vergammele. Ein bereits zweieinhalb Jahre zuvor durch die WZ angeregte Aufstellung im Hof des Historischen Zentrums wurde aus Platzgründen vom Gartenamt abgelehnt.3 Erst fünf Jahre später konnte die WZ einen neuen Sachstand vermelden: am 4.März 1995 pflanzte Ministerpräsident Johannes Rau einen neuen Baum, der ebenso wie das Fundament des Denkmals vom Bezirksverband Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land gestiftet worden war. Als Standort bot das Garten- und Forstamt die ehemalige Kutschenauffahrt des Bergischen Hauses an. Ministerpräsident Rau bezeichnete die Pflanzung als “gute Tradition” und Bäume als “Sinnbild des Lebens”. Das Pflanzen von Bäumen habe er in Israel gelernt, gleichwohl war er froh, dass er angesichts der Größe des Baumes die Pflanzung nur symbolisch vornehmen musste. Die Oberbürgermeisterin Ursula Kraus freute sich über einen neuen Anziehungspunkt auf der Hardt, allerdings fehlten noch 50.000 DM zur Sanierung der Säulen.4 Warum die WZ in ihren Artikeln 1995 den Baum hartnäckig als Friedenseiche bezeichnet, ist unklar, die Motivation war 1814 eindeutig ein Symbol der Freiheit zu schaffen.
Weitere vier Jahre später konnte die WZ endlich die Rettung des Denkmals berichten. Die Firma Vorwerk & Co. schenkte der Stadt zum 70jährigen Stadtjubiläum am 1.August 1999 die Restaurierung der Säulen in Höhe von 50.000 DM.5 Zunächst musste jedoch ein Rückschlag verkraftet werden, Unbekannte hatten im Frühjahr 2000 die von Johannes Rau gepflanzte Eiche zerstört. Der Bezirksverein Garten- u. Landschaftsbau Bergisch Land stiftete erneut eine Eiche für das Denkmal. Am 9.November 2000 — entsprechend der historischen Tradition — wurde das restaurierte Denkmal vom Oberbürgermeister Hans Kremendahl in Anwesenheit des Stifters Dr.Jörg Mittelsten Scheid (der persönlich haftende Gesellschafter der Firma Vorwerk & Co.) seiner Bestimmung übergeben.6 Am 15.November 2001 musste die WZ erneut verkünden, dass die Eiche ersetzt werden musste, da man sie gefällt hatte.7
Zur Neuerrichtung wurde auch eine neue Tafel angefertigt, die am Rand des kleinen Platzes über das Denkmal und seine Geschichte aufklärt:
Die neue Tafel unweit des Denkmals.
Die Inschrift lautet:
“Drei-Kaiser-Denkmal
Die Freiheitseiche
Denkmal der EichengesellschaftAm 9.November 1814 Jahrestag der Befreiung Elberfelds von der napoleonischen Herrschaft auf dem Neumarkt in Elberfeld gepflanzt. Am 9.November 1817 mit einem steinernen Denkmal umgeben.
1894 zur Hardt überführt
1943, im 2.Weltkrieg, stark zerstört
Am 4.März 1995 vom Bezirksverband Garten- und Landschaftsbau Bergisch Land unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, als neuer Baum gepflanzt.
Rekonstruktion des Denkmals unter Verwendung der historischen Steinfragmente mit einer grosszügigen Spende der Familie Mittelsten Scheid anlässlich des 70.Jahrestages der Gründung der Stadt Wuppertal im Jahr 1999 und Wiedereröffnung des Denkmals am 9.November 2000.”
[Es folgen die Inschriften der vier Säulen.]
Im Dezember 2011 wurde bekannt, dass russische Politiker der Stadt angeboten haben, die Instandsetzung des gesamten Denkmals zu finanzieren.8 Urheber des Vorschlags war das Wuppertaler Deutsch-Russische Kulturzentrum “Applaus”.9 Laut Radio Wuppertal zweifelt die Stadt aber am Willen, die Sanierung entsprechend dem deutschen Denkmalschutz-Richtlinien durchzuführen.10 Ende Dezember erklärte die Verwaltung zum Vorhaben des russischen Parlamentsabgeordneten Genadj Klimow, dass keine denkmalschutzrechtlichen Bedenken vorlägen. Allerdings mahnte man eine gründlich überlegte politische Entscheidung an, schließlich besitzt eine Instandsetzung dieses Denkmals, das drei autoritäre Herrscher ehrt, erheblichen Symbolcharakter — ebenso wie die Ablehnung dieses Vorschlags.11Ergänzung vom 29.November 2012:
Am 21. Mai 2012 stellte die Kommission der Kultur des Erinnerns fest:
“Dr. Illner erläutert die historische Ausgangssituation des Drei-Kaiser-Denkmals. Wie andere Denkmäler sei auch das Drei-Kaiser-Denkmal auf der Hardt als Hinweis auf die Macht des russischen Zaren zu verstehen. Aus seiner Sicht ist es fraglich, das Denkmal in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Aufgrund einer Restaurierung des Denkmals vor acht Jahren mit Unterstützung von Dr. Mittelsten Scheid befindet es sich in einem gepflegten Zustand. Eine Hinweistafel zur Bedeutung des Denkmals ist vorhanden.
Die Kommission ist sich einig, dem Anliegen der Initiatoren nicht zu entsprechen.” 12
Im Juni 2012 fand auf Einladung des Sozialdemokratischen Kulturforums im Deutsch-Russischen Kulturzentrums “Applaus” eine Podiumsdiskussion zur Frage der Restaurierung des Denkmals statt. Teilnehmer waren der Leiter des Historischen Zentrums, Dr. Illner, der Wuppertaler Historiker Michael Okory, Ludmilla Gutina, die Geschäftsführerin von “Applaus”, Jewgenij Schmagin, Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn und der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhard Grätz. Während Schmagin und Gutina die russische Initiative als Beitrag zur deutsch-russischen Völkerverständigung und eine Erinnerung an deutsch-russische Gemeinsamkeit (der Kampf gegen Napoleon) verstanden wissen wollten, lehnten die Historiker Okroy und Illner die Einmischung Russlands in eine Denkmal der Elberfelder Bürgerschaft ab. Außerdem verdeutliche der jetzige Zustand die wechselvolle Geschichte des Denkmals und der Stadt und ebenso die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen.13
Im Juli 2012 betonte Ludmilla Gutina noch einmal den Willen, das Denkmal mit Hilfe von Spenden, unter anderem aus Russland, zu restaurieren, da es einzigartig in Europa sei. Im Vordergrund stehe das Gedenken an die Befreiung Elberfelds von den Franzosen und nicht das Gedenken an die Monarchen. Die Motivation der russischen Initiative, die das Kulturzentrum vertrat, sei die Erinnerung an die Russische Geschichte.14
Im November 2012 starteten dann 15 Wuppertaler Bürger einen neuen Aufruf zur Restaurierung des Denkmals, unter ihnen die Historiker Klaus Goebel, Ruth Meyer-Kahrweg und der ehemalige Kulturdezernent Heinz Theodor Jüchter. Idealerweise sollte die Restaurierung des Bürgerdenkmals von den Wuppertaler Bürgern auch finanziert werden.15
Am 28. November 2012 beschloss überraschender Weise der Kulturausschuss der Stadt auf einen am selben Tag eingereichten Antrag der CDU und der SPD, dass die Verwaltung das Denkmal restaurieren sollte und die Finanzierung dafür vertraglich mit der Russischen Föderation geklärt werden sollte. Begründet wurde der Antrag damit, dass die Hardt-Anlage als Gartendenkmal ins Europäische Gartennetzwerk aufgenommen wurde und dabei auch das Denkmal als eines der ältesten in Deutschland eine Rolle gespielt habe. Diese Sachverhalte seien der Kommission für die Kultur des Erinnerns bei ihrer gegenteiligen Entscheidung nicht bekannt gewesen.16
Im Oktober 2013 berichtete die Westdeutsche Zeitung, dass Gazprom Germania 70.000 € für die Restaurierung des Denkmals zur Verfügung stelle. Den Kontakt hergestellt habe der Duma-Abgeordnete Vladimir Schemyakin. Obwohl damit augenscheinlich die 71.000 € teure Sanierung des Denkmals bis zum 200. jährigen Jubiläum des Denkmals am 9. November 2014 erfolgen könnte, sah Ludmilla Gutina eine Finanzierungslücke, da man die “diletantische” Teilrestaurierung aus dem Jahr 2000 korrigieren müsse, um eine originalgetreue Wiederherstellung zu erreichen.17
Ergänzung vom 15. November 2014
Die für den 9. November 2014 geplante Einweihung wurde aufgrund eines Beschlusses des Ältestenrates des Stadtrates verschoben. Grund hierfür war die Ankündigung des russischen Botschafters aus Berlin anreisen zu wollen, was vor dem Hintergrund des weiter schwelenden, undurchsichtigen Ukraine-Konflikts für problematisch gehalten wurde. “Es sah so aus, als ob das eine großrussische Veranstaltung werden könnte”, sagt Kulturdezernent Matthias Nocke der Süddeutschen Zeitung.18 “Ich wünsche mir, dass Russland zu einer inneren Souveränität zurückfindet, die es ihm gestattet, die äußere Souveränität und territoriale Integrität seiner Nachbarn zu achten”, äußerte Nocke gegenüber der WZ. Andernfalls gibt es demnach keine Einweihungsfeier mit dem russischen Botschafter.19 Dieser beschwerte sich daraufhin bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die diesen Brief nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung beantwortete. Die Enthüllung erfolgte nun am 9.11 informell, die Arbeiten sind abgeschlossen. Eine Einweihung wird es erst 2015 geben — wenn überhaupt.20
Ergänzung vom 16. Februar 2015
So sieht das renovierte Denkmal aus.
Winter auf der HardtBlick von der anderen Seite.Inschrift für Alexander I.
Ergänzung vom 3. Januar 2017: Am 18. November 2017 wurde eine Informationsstele gegenüber dem Denkmal eingeweiht. Sie erklärt die Geschichte des Denkmals und seiner Restaurierung. Finanziert wurde sie von der Sparkasse. Damit wurde der Streit um das Denkmal in Anwesenheit des russischen Generalkonsuls und in Abwesenheit des Vereins Applaus e.V. abgeschlossen. “Erinnern ist gar nicht so einfach”, erklärt Stefan Seitz von der Wuppertaler Rundschau.21
Renoviertes, besprühtes Denkmal mit Ergänzungstafel aus dem Jahr 2000 (li.) und 2017 (re.)Die Stele, mit QR-Code für mehrsprachige Übersetzung.