Als am 6. Mai 1995 vor dem Landgericht Wuppertal das Mahnmal zur Erinnerung an die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse eingeweiht wurde, wurde noch ein weiteres Mahnmal vorgestellt, das seitdem weniger in der Öffentlichkeit präsent ist. Es ist das Haupttreppenfenster im Wuppertaler Landgericht, welches vom Velberter Glasermeister Falko Schmidt gestaltet wurde. Es ist davon auszugehen, dass Ministerpräsident Johannes Rau, Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, DGB-Kreisvorsitzenden Heino Ahr, NRW-Justizminister Dr. Rolf Krumsieck und Rudi Höffgen, der seinerzeit selbst zu den Opfern gehörte, bei der Vorstellung zugegen waren.1
Das Fenster erinnert daran, dass in den Jahren 1935 und 1936 in den Räumen des Wuppertaler Landgerichts Massenprozesse gegen Gewerkschafter und Gegner der NSDAP unter Leitung vom 1.Senat des Volksgerichtshof und vom 2. und 3.Senat der Oberlandesgerichts Hamm stattfanden. Auf 1.200 Verhaftungen durch ein Sonderkommando der Gestapo folgten „monströse Gerichtsprozesse“, so die Vorsitzende Richterin am Landgericht, Karin Belker, in der Rückschau. Die Prozesse gegen zum Teil 100 Angeklagte in einem Verfahren, in denen mit hohen Strafen der Widerstand erstickt werden sollte – was auch teilweise gelang – erregten internationales Aufsehen, sodass die Sondergerichte sich am Ende wieder nach Berlin und Hamm zurückzogen.
Der Velberter Innenarchitekt und Glasermeister Falko Schmidt konnte für das Projekt gewonnen werden und legte zwei Entwürfe vor. Einer nutzte Pastelltöne und passend zum Gebäude Jugendstilelemente, der zweite war in Form und Farbgebung eher modern gestaltet. Einstimmig wählte man in Absprache mit dem Staatlichen Bauamt Wuppertal den zweiten Entwurf. 2 Karin Belker beschreibt das Ergebnis mit folgenden Worten:
„Im mittleren Rundbogen des mittleren Fensters befinden sich Segmente aus ochsenblutfarbenem schattierten Überfangglas, die in ihrer Formgebung an das Aussehen von Kontinenten erinnern. In diese ochsenblutroten Segmente ist die aus dem Glas herausgeätzte Gedenkinschrift aufgenommen. Während die Segmente mit der Schrift von links oben nach rechts unten laufend angeordnet sind, zieht von oben nach unten über den inneren Rundbogenteil eine von rechts nach links ausgerichtete Linie, die immer wieder unterbrochen wird, nach der Intention des Künstlers die Linie des gebrochenen Rechts. Sie stößt im unteren Segment des inneren Rundbogens auf eine horizontal verlaufende weiße Linie und setzt sich – nun ungebrochen – durch’s untere Segment fort, nach der Vorstellung des Künstlers das Ende des gebrochenen und der Beginn des ungebrochenen Rechts. Dieser untere, die Neuzeit darstellende Fensterausschnitt trägt die Jahreszahl 1995.“ 3
Die Inschrift lautet:
„1933- 1945
Zum Gedenken an die Männer und Frauen,
denen durch die Justiz Unrecht geschah.
Ihre Leiden sind Verpflichtung
zur Verteidigung des Rechts.“
Position des Denkmals auf der Karte
Fußnoten:
- Jens Peter Iven, Opfer aus dem Vergessen geholt, in: WZ vom 8.05.1995.
- Karin Belker, Zur Einweihung des Mahnmals für die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse und zur Vorstellung des Haupttreppenhausfensters mit seiner Gedenkinschrift, Broschüre 6.Mai 1995, Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge.
- Karin Belker, Zur Einweihung des Mahnmals für die Wuppertaler
Gewerkschaftsprozesse und zur Vorstellung des Haupttreppenhausfensters
mit seiner Gedenkinschrift, Broschüre 6.Mai 1995, Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge.